Auftakt nach den mit passablem Frühjahrswetter gesegneten Pfingstfeiertagen: In der Reaktorhalle der Hochschule für Musik München stellten sich am 21. Mai sieben Klavierstudenten aus fünf verschiedenen Klassen einem rangfüllenden Publikum vor, und zwar mit einem angemessen vielfältigen Chopin-Programm, zu dem gewissermaßen die einzige Mozart-Sonate des Abends, nämlich diejenige in B-Dur (KV 570) ein entspanntes Gegengewicht bildete.

Doch vor allem nach der Pause konnte hinsichtlich der Programmauswahl mit Überraschungen aufgewartet werden, denn die Balladen Chopins gehören sonst eher zum seltener gespielten Repertoire und es wäre durchaus interessant gewesen, vom Moderator des Abends etwas über den Inhalt der Plots dahinter zu erfahren. Die Ansage war dennoch weitgespannt, da Ballata oder Ballada ja im Laufe der Literatur-, Tanz- und Musikgeschichte für sehr verschiedene Formate oder Gattungen stand.
Sie wurde eingerahmt von den ersten zwei in h-Moll (op. 20) und b-Moll (op. 31) der insgesamt vier Scherzi, mit denen Chopin eine Gattungsneuschöpfung eingeleitet hatte, da sie mit ihren extremen Tempi, der Ausnutzung des gesamten pianistischen Klangraums und großen dynamischen Kontrasten geradezu ins Gegenteil ihrer ursprünglichen Form gekehrt sind. Um diese spielen zu können, bedarf es einer entsprechenden Begabung und dieser Anspruch wurde durch die beiden Protagonisten Petar Popović und Uliana Pinaieva voll erfüllt.

Hier wäre besonders die Interpretation der langgedehnten Ballade Nr. 2 F-Dur durch Stephanie Chewandi aus der Klavierklasse von Yuka Imamine hervorzuheben. Das Stück soll auf einer der Litauischen Balladen von Adam Mickiewicz, Der Switez, beruhen, nach der die Mädchen einer versunkenen Stadt in Wasserlilien verwandelt wurden, um den heranstürmenden russischen Horden zu entgehen. Gemäß der dramatischen Geschichte und ihrer Charaktere wird der Zuhörer buchstäblich in Wechselbäder getaucht: vom rhythmisch schwankenden Wesen der sich im Wind bewegenden Wasserlilien über den furiosen Presto-Teil, der die Moskowiter verkörpert, bis hin zu einem sich steigernden Schlusspart, der von Momenten der Beruhigung bis zum leidenschaftlichen Agitato anwächst und in die a-Moll-Klage der Verwandelten mündet.

Ebenso markant wie hier wurden auch die Wesenszüge der 1. in g-Moll und der 3. Ballade in As-Dur durch Boris Petkov und Chentian Kang hervorgehoben. Die 4. Ballade f-Moll ist wegen ihrer plagalen harmonischen Digression, in der Quint- und Oktavgänge – nicht selten per Hallpedal im Hintergrund verschwimmend – dominieren, schwer zu fassen und bedarf einer sehr ausgeklügelten Darbietung, der Francesca Berardi aus der Klavierklasse von Anna Buchberger mit ihrer Interpretation immerhin nahekam.