Ernst im Narrenkostüm?

Nicht zuletzt dank der Tatsache, dass es sich um künftige Musiker und Schauspieler handelt, die vom 10, bis 13.2.2024 auf der Bühne im Großen Saal stehen werden, wird es wieder einmal ein Spektakel der Klänge und Worte und farbenfrohen Theaterspiels sein: das Faschingskonzert der HMTM (Detail einer Aufnahme der vorhergehenden Jahre)

Solange wir Politiker haben, die über sich selbst lachen können, mag die parlamentarisch-demokratische Welt noch einigermaßen in Ordnung sein. Als Otto von Bismarck verkleidet zu gehen, entspricht im Fasching, rheinseits Karneval genannt, jedoch nicht zwingend dem Zweck der närrischen Tage: Hier kündet die Repräsentation von „preußischem Ernst“ oder dem Willen zur Repräsentation der Staatsmacht. In der Musik werden gerade andere Saiten aufgezogen:

Ehemals Tütjes „Etablissement“, heute ein populäres Theater der Stadt Hamburg: der Engelsaal (Pauli Pirat, 6.9.2015, CC-Liz.)

In München fehlt es, was die Programme der großen Häuser betrifft, etwas am Geist der Innovation, doch versprechen an der Hochschule für Musik und Theater die vier Tage vom 10. bis 13. Februar mit ihren Konzertstartzeiten jeweils ab 11 Uhr 11 am ersten und 19 Uhr 19 an den folgenden Abenden Humor vorweg: Das Publikum freut sich „diebisch“ auf diesen wahren Marathon des mittlerweile schon 55. Faschingskonzerts der Musikstudierenden. Außer lustigen bis skurrilen Kompositionen und mehrere Inszenierungen der OFF Opernszene Georg Blüml ist nicht zuletzt auch politische Satire geboten.

Nicht vorwiegend als Pianistin ist Karen Tanaka vor allem eine produktive japanische Komponistin: 2012/13 schrieb sie lange nach dem Erstling Anamorphose (1986) mit Water of Life ein neues Orchesterwerk (DR825, 30.12.2019, CC-Liz.).

Nicht Karneval im engeren Sinn, wohl aber Passendes zur „närrischen Zeit“ hält der Hamburger Engelsaal am 9. Februar um 19.30 Uhr vor. Immerhin: Denn in Norddeutschland ist Karneval kein sonderlich beachtetes weltliches Fest. Unter dem Motto Operette sich wer kann! geht es in einer Tour de force durch 30 wohlbekannte Hits aus dem Genre der (vermeintlich) leichten Muse der Opernbühne. Zentrum ist dabei das berühmte Budapester Kaffeehaus Kubini. Dort begegnen sich die zupackende Wirtin Juliska und der Lebemann Baron von Löwenclau … Die Zuhörer und Zuschauer dürfen gespannt sein, was bei diesem Zusammenprall alles passiert. Das Spektakel ereignet sich im Hamburger Engelsaal, Valentins(!)kamp 40-42, 20355 Hamburg.

Astor Piazzolla: Altmeister und Urgestein des Tango am Bandoneon (ca. 1975, Clarin newspaper, ARG p.d.)

Einen Karneval der Töne zelebriert morgen, am 4. Februar 2024, im hessischen Bad Nauheim das Duo Tanaka’n Reaves. Die beiden Musiker, Karen Tanaka am Klavier und der Geiger Norman Reaves kennen sich seit ihrer Studienzeit in Freiburg im Breisgau. Ein vom Ernst (der Zeit) unbeschwertes und brillantes Programm wartet auf die Hörer: Etliche von Astor Piazzollas Tangos, der erste Satz aus Schumanns Sonate a-Moll und Camille Saint-Saëns‘ Rondo Capriccioso versprechen ab 16 Uhr in der Musikschule Nauheim einen abwechslungsreichen Nachmittag und Abend. Helau Karneval 2024!


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