Er tritt regelmäßig mit Orchestern seines Heimatlandes Chile auf, der rührig-bewegliche Dirigent und einstige Soloflötist des Sinfonieorchesters von Santiago Julio Doggenweiler Fernández. Seit er 2006 das Odeon Jungendsinfonieorchester übernahm, hat es sich zu einem der besten in seiner Kategorie – nämlich der 15- bis 25jährigen Nachwuchsmusiker – gemausert. Nicht nur in München und Umgebung gastierte das Orchester, auch in Südosteuropa, in Chile und China trat es bereits auf. Nun ist für 2024 zum zweiten Mal eine Tournee nach Chile geplant.
Während es an diesem Montagabend des 22. Januar draußen ungemütlich regnete und nieselte, stimmten sich die Mitglieder des Orchesters nach den sicherlich zahlreichen Proben in das dreiteilige Konzert im großen Saal des Jüdischen Kulturzentrums am Jakobsplatz ein. Das Ergebnis konnte sich hören lassen, auch wenn der Einstieg zunächst leicht schleppend angemutet haben durfte.

Gespielt wurde zunächst Richard Strauss‘ Träumerei am Kamin, eigentlich zweites Zwischenaktspiel der Oper Intermezzo, die ihrerseits auf dem Stoff einer vom Komponisten selbst dramatisierten bürgerlichen Komödie beruht und 1924, also vor ziemlich genau 100 Jahren zum ersten Mal in Dresden erklang. Im Zentrum des nicht eben kurzen Orchesterinterludiums steht eine von ihrem abwesenden Mann träumende Frau, bei der Strauss an die Gattin eines befreundeten Ehepaars, Christine Storch, gedacht haben soll. Bei den besonders dicht gewebten emotionalen Partien steigert sich der Klang bis zur äußersten Grenze des Forte, der damit vielleicht nicht ganz ins Schwarze trifft, bedenkt man, dass hier ein Traumszenario abgebildet werden sollte.

Der Solist des Abends, der fünfunddreißigjährige rumänische Violinist Dragos Manza, hatte anschließend, zu Felix Mendelssohns Violinkonzert in d-Moll, das dieser im Alter von dreizehn Jahren geschrieben hatte, alle Hände voll zu tun, um gegen dieses famose Orchester „anzuspielen“ und sich in es zu versenken. Das Forte wurde auf der Basis der Konzeption dieses Abends voll ausgespielt, was nicht zuletzt dem schwungvoll agierenden Mann auf dem Podest zu verdanken war. Gerade im ersten Satz des Konzerts entspinnen sich lange, barock anmutende Passagen, die in ihrer Struktur durchaus an J.S. Bach erinnern, was allerdings vom Komponisten nicht absichtlich geplant worden war, folgt er seinem Bekenntnis an Eduard Devrient. Hier erklang die letztgültige dreisätzige Fassung des einfallsreichen frühen Jugendwerks in der Abfolge Allegro-Andante-Allegro. Es ist zu spüren, dass sie alle drei aus einer Hand stammen, aber dennoch jeder für sich sehr individuell und unverkennbar charakteristisch ausgearbeitet wurde. Manza entließ das Publikum nicht in die Pause, bevor er nicht einen Satz von J.S. Bachs „Übungsstücken“, den Partiten für die Violine solo in seiner eigenwilligen Interpretation als Zugabe gespielt hatte.

Anschließend zelebrierte das Odeon Jugendsinfonieorchester der Stadt München Robert Schumanns 4. Symphonie d-Moll aus dem Jahr 1841, die eigentlich als „zweite“ bezeichnet werden müsste, wäre sie nicht zehn Jahre später von ihrem Urheber revidiert worden. Sehr ohrenfällig wurde im ersten Satz Ziemlich langsam / Lebhaft abgesehen von den A-Passagen die „Pastichetechnik“ verschiedener motivisch-thematischer Einfälle, die hintereinander quasi ohne Atempause erklingen. Der erste Satz klingt beinahe so, als hätte auch Mendelssohn ihn komponieren können. Das Finale bietet sowhl Rückverweise auf den zweiten und dritten Satz als auch eine Coda, in der das Hauptthema in der Vergrößerung noch einmal vorgeführt wird.
Gemessen an der Tatsache, dass es sich bei den Odeon-Musikern um ein Jugendorchester handelt, ist dieses spieltechnisch und in der Ausdrucksintensität im Vergleich zu anderen Formationen des Landes bereits auf einer hohen Ebene angekommen.