Barocke Obstlese

Bei dem Stichwort fällt manchem vielleicht der etwas abgegriffene Operntitel Il pomo d’oro „Der Goldapfel“ ein, aber es gibt aus der Entstehungszeit dieses frühen Hoch-Zeit des Musikdramas vielleicht auch essbarere Früchte, Äpfel, Birnen und Pflaumen wie sie momentan (gerade) noch an manchem Baum und auf mancher Streuobstwiese zu finden sind …

Am Martini-Park, Provinostr. 52 in Augsburg, dem Spielort der ‚Fairie Queen‘ ab 4. November 2023 (2021, CC-Liz.)

Im Augsburger Martini-Park präsentiert das Staatstheater am und ab 4. November Henry Purcells spektakulärste hochbarocke Masque The Fairy Queen nach Elementen aus Shakespeare’s Sommernachtstraum. Es handelt sich nicht um eine Freiluftoase, sondern um eine der sechs alternativ mit großem Aufwand errichteten und ausgestatteten Bühnen, die derzeit den Betrieb des großen Staatstheaters, das umfassend saniert wird, überbrücken sollen. Das Libretto der Semi-Oper ist, wie in der Epoche um 1700 nicht selten, anonym überliefert, doch vermuten Forscher den Theatermanager und Schauspieler Thomas Betterton (1635 – 1710) hinter der Vorlage für Purcells buntes, dramatisches ebenso wie komisches Musiktheater.

Aufführung der ‚Fairy Queen‘ am 17.9.2013 im florentinischen Teatro Goldoni (Fedebar, CC-Liz.)

Im Jahr 1692 wurde das fünfaktige Bühnenwerk am Londoner Queens-Theater unter enormen Kosten, aber mit Erfolg uraufgeführt, was Wiederholungen zur Folge hatte, um den Aufwand auch finanziell zu rechtfertigen. Die vier Maskenspiele des Librettos wurden von Purcell in Musik gesetzt und zwar für ein damals übliches Kammerorchester mit Streichern, Flöten, Trompeten, Oboen, Pauken und Cembalo. Die symbolischen Repräsentationen der Maskenspiele innerhalb des Dramas ermöglichen es der Augsburger Regie, The Fairy Queen als Ballettoper zu inszenieren. Beginn ist am Samstag, den 4. November 2023 um 19 Uhr.

Die wahrhaft große Orgel steht derzeit in Passaus „St. Stephan“ unter „Quarantäne“, weil sie saniert wird. (CC-Liz.)

Am Donnerstag, den 26. Oktober um 19.30 Uhr ist in Passau bedeutendster Kirche St. Stephan mit seiner voluminös „erdröhnenden“. über mehrere Stockwerke im Kirchenschiff reichenden Orgel ein Konzert des renommierten Domorganisten Ludwig Ruckdeschel zu hören. Mit von der Partie ist neben spätromantischen Kompositionen Regers und Karg-Elerts auch zeitgenössische Musik, nämlich von Ruckdeschel selbst und am anderen Ende der Epochenreise von Johann Sebastian Bach. Der Domorganist in eigener Person koordiniert und organisiert zurzeit und wohl noch bis 2025 die Sanierung der Orgel.

Schloss Agathenburg (CC-Liz.) ist einer der Orte für das diesjährige Kammermusikfestival Hamburg. (CC-Liz.)

Das Hamburger Kammermusikfest International reicht in diesem Jahr vom 29. Oktober bis zum 10. November. Am letzteren Konzertabend im Schloss Agathenburg um 19.30 Uhr wird neben wenigem anderem reichlich barocke Tafelmusik aufgetischt: Dabei ist die schwedische Violinistin und Preisträgerin Ava Bahari ebenso wie der moldawische Akkordeonist Pavel Efremov, der zwei Cembalo-Sonaten Domenico Scarlattis für sein Instrument adaptiert hat. Von Johann Sebastian Bach ist in der Interpretation durch Ava Bahari die Chaconne aus der 2. Suite für Violine solo in d-Moll, die ebenso für ein Tasteninstrument hätte erdacht sein können …


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