
Unter anderem am vergangenen Mittwoch hatten Ausgezeichnete des 72. ARD-Preisträgerkonzerts ihren Auftritt im Prinzregententheater, diesmal mit einem sehr gemischten Programm, aus dem die vom Münchener Rundfunkorchester und seinem hochengagierten Dirigenten Gábor Káli mitgestalteten Rahmenteile eindeutig herausragten.

Zunächst wirkte der Rottenburger Franz Anton Hoffmeister (1754-1812) nach einem Studium der Jurisprudenz und Musik in Wien mit einem Kompagnon in Leipzig als Verleger bedeutender Musik, bevor er sich wieder in die habsburgische Metropole verabschiedete und dort über die Jahre ein reichhaltiges Oeuvre aus Opern, Symphonien, Konzerte mit solistischem Instrument und Kammermusik schuf. Sein Konzert für Viola und Orchester in D-Dur entstand in seinen anfänglichen Wiener Arbeitsjahren zwischen 1780 und 1795 und gilt gerade auch wegen seiner Komplexität der Melodiestimme als zu bemeisternde Herausforderung für Bratschisten; daneben schrieb Hoffmeister noch ein weiteres, aber weniger bekannt gewordenes Konzert für Viola in B-Dur.
Der dreiundzwanzigjährige Takehiro Konoe aus Japan war sicher der quasi maßgeschneiderte Interpret für das ebenso ergiebige wie glänzende Pretiosum des Repertoires, das gleichsam wie ein in die frühe Wiener Klassik alteriertes Kondensat der empfindsamen und vorklassischen Sonaten- und Konzertmusik im Kunstzeitalter des Rokoko auf den Hörer wirkt. Von der Violine zur Viola hatte der in Amsterdam geborene Takehiro Konoe mit 18 Jahren seine Studien am Konservatorium seiner Heimatstadt auf das etwas tiefer und voluminöser resonierende Streichinstrument verlegt. Sein Ansatz zur Eröffnung dieses Konzertabends am Mittwoch kann als gleichmäßig fein und damit seriös beschrieben werden; das Spiel war weder „samtig“ noch „detailversessen“ und erzeugte dennoch im Wider- und Ensemblespiel mit dem Orchester so etwas wie ein Klangwunder.

Johannes Brahms‘ Trio für Klavier, Violine und Violoncello Nr. 2 C-Dur hat, gut einhundert Jahre später komponiert, einen gänzlich konträren Charakter, ist, verglichen mit den Vorbildern aus der Beethovenzeit, von unvorhersehbarer Fortspinnung des motivisch-thematischen Materials geprägt und verwickelt sich nicht selten zu komplexen Stimmkreuzungen und -schlüssen, bietet aber auch elegisch schöne Kadenzen, namentlich im Klavierpart. Das Spiel des preiswürdigen Amelio Trios, bestehend aus Philipp Kirchner, der Geigerin Johanna Schubert und der Cellistin Merle Geißler, alle mit Frankfurter Provenienz, arbeitete ebenso die kleinen Details und Schnörkel heraus wie es den technischen und insgesamt interpretatorischen Schwierigkeiten (mehr als) gerecht wurde.

Nach der Pause im floralen Pausenraum mit farbenfrohem Deckengemälde in Neo-Rokoko-Manier hatten die Zuhörer ein innig zusammenspielendes Duo, bestehend aus der Mathematikerin Alexandra Bidi an der Harfe und der Violinistin Christel Lee vor sich. Auf dem Programm stand Camille Saint-Saëns‘ Fantaisie für Violine und Harfe, die der Harfe eher einen zwar luziden, aber recht kargen Part zuweist, während die Violinstimme mit der ausladenden Präsentation melodischer Variationen gewissermaßen die Lücken füllt.

Glanzvoll schloss Solist und Preisträger Hongyiu Thomas Lai aus Hong Kong den Abend mit dem Konzert für Kontrabass und Orchester Nr. 2 h-Moll des Bonvivant Giovanni Bottesini (1821-1889) ab. Der Verdi-Korrespondent Bottesini war selbst Zeit seines Berufslebens Kontrabassist und widmete dem aus der Basso-continuo-Tradition herrührenden Begleitinstrument nahezu als erster in der Musikgeschichte ein beachtlich großes solistisches Repertoire. Das dreisätzige Konzert scheint auf das erste Hören deutlich an den fugierten Stil von J.S. Bachs Sonaten für Violoncello angelehnt, was Lai geschickt umsetzte, indem er das schwere voluminöse Instrument auch wie ein Cello klingen ließ und die tieferen Register dabei nur selten erklangen. Das immer wieder auftretende Vibrato erzeugte den Eindruck inniger Verbundenheit des Solisten ebenso mit seinem Instrument wie dem Konzert selbst. Schon alleine deshalb wartete die Zuhörerschaft mit lang andauerndem Applaus auf.
