
Der Ruf, den Borys Ljatoschynskyjs symphonisches Werk nicht nur in der Ukraine genießt, war für die Musikakademien des Landes Anlass genug, einen der höchsten Musikpreise auszuloben: Dieser ging 2005 an die Komponistin und heute als Hochschullehrerin tätige ehemalige Lemberger Klavierstudentin Bohdana Froljak, die aus der südwestukrainischen Stadt Wydyniw stammt. Die 2022 verstorbene Komponistin Hanna Hawrylez war ihre Schwester.
Am Mykola-Lyssenko-Konservatorium in Lwiw war sie Schülerin der namhaften Dozenten Volodymyr Flis und Myroslaw Skoryk. Bereits 1986 erhielt sie einen Lehrauftrag für Komposition an derselben Hochschule. 2001 und 2005 konnte sie sie ihre Fertigkeiten und Kenntnisse als Stipendiatin der Siemens-Musikstiftung und der Gaude-Polonia-Stiftung des Polnischen Kultusministeriums perfektionieren.
Froljaks Werk, das eigentümlich oszilliert zwischen expressiv schillernder Tonalität und Elementen der neuesten Musiksprache, umfasst bislang Konzerte mit Orchester und den solistischen Instrumenten Violine, Viola, Cello, Klarinette und Klavier, zwei Symphonien (1997/98; 2009), etliche Kammermusikstücke für mehrere Instrumente, wobei Klarinette, Klavier und Cello häufig als Ensembleinstrumente auftreten, doch stammen aus ihrer Werkstatt auch zwei Bläserquintette. Überwiegend Anlässe der kirchlichen Liturgie prägen ihre Chorkompositionen wie etwa ein Kyrie und Agnus Dei sowie Jak modlitwa, ein für Sopran und Orchester vertontes Gedicht von Adam Zagajewski. Hinzu kommt mit Lux Aeterna eine bedeutende Komposition für Streichquartett mit Streichern.

Bei einem Auftritt des Ukrainischen Jugendsymphonieorchesters unter der Leitung der namhaften Dirigentin Oksana Lyniv am 22. Juni 2023 in Ingolstadt kam im Rahmen der Audi Sommerkonzerte eine der neuesten Kompositionen Bohdana Froljaks, The Way, (2023) zur Uraufführung; nicht zuletzt erzählt dieses Stück von Niederlage und Triumph, beinhaltet aber auch harmonisch ausschwingende Phrasen von betörender Intensität, zunehmend in der Schlusspartie. Lyniv sprach sich anerkennend über die Energie der jungen Musikerinnen und Musiker vor dem Hintergrund der Verteidigung der Ukraine gegen den russischen Aggressor aus. Ein Rezensent beurteilte The Way gleichermaßen als kraftvoll und brillant. Jedenfalls ist es nicht zuletzt ein Seismograph unserer Gegenwart.