Anfang April brach am Schloss Neuburg an der Donau ein brasilianisches Trommelfeuer aus, das einen Nachmittag lang wütete und beträchtlich viele Hörlustige anzog, bevor es sich an diesem Samstag nach Freising verzog. Zur Nacht der Musik vom 6. in den 7. Mai hinein fand es sogar Tanzbegeisterte, die am Rande des Schlagwerkspektakels mitmischten. Die bestens gelaunte Formation Safado zog jedenfalls nicht nur, aber unter anderem wegen der hohen Dynamik vielfältiger Rhythmusklangfarben im Programm das Publikum am Marienplatz in ihren Bann.

Der Leiter der wohleinstudierten Truppe, Roman Seehon, konnte sich gegen die großen Trommeln, die Rasseln und andere Schüttelidiophone nur dank seiner Trillerpfeife durchsetzen, die allerdings, vor allem aus der Popmusik der 1980er manchen vielleicht noch im Ohr, mehr als Musik-, denn als Disziplininstrument eingesetzt wurde. Schlagstöcke (!) waren durchaus vorhanden, die natürlich als Schlegel Verwendung fanden. Auch eher ungewöhnlich für die Freisinger Trommlertruppe, deren Name Safado „ausgekocht“ bedeutet, war der Einsatz von Felgenkappen aus dem Haus eines bekannten südwestdeutschen Autoherstellers als eintönige, aber voluminös scheppernde Steelresonatoren.
Zum Jam krochen die Musiker ebenso wie bei ihrem Neuburger Auftritt in einen engen Kreis zusammen, um sich dann ähnlich wie bei der „Welle“ wieder zu erheben und sich zu öffnen, ein visueller Effekt, der vom Publikum ebenso dankbar aufgenommen wurde wie die synkopischen Rhythmusverschiebungen, das simultane Spiel zweier verschiedener Taktarten, das Zerdehnen des Metrums und das Zusammenfinden unter dem Primat des anapästischen Basisrhythmus im Samba, der den Zuhörern und Mittanzenden von Beginn an in die Beine fuhr. Ähnlich wie in einem symphonischen Satz erfährt das (Schlag-)Material Wandlungen in immer neue, abenteuerlich virtuose Variationen und Fortspinnungen. In einem der Nebensätze wurde der Bassbereich sogar komplett ausgeblendet und das schrillend hohe bis tenorale Frequenzspektrum behaupteten sich am Platz.
Das dreißigköpfige Ensemble feierte einmal mehr einen seiner Triumphe als Publikumsliebling, war aber letztlich nur eines in einer ganzen Reihe von Highlights zur gutbesuchten Freisinger Nacht der Musik. Die Altstadt mit ihrer langen Hauptstraße als Lokalzeile eignet sich wie kaum in einer anderen Stadt zu einer Präsentation diverser Musikstile: Der Besuch brauchte nur immer geradeaus zu laufen und entdeckte immer neue Events, die vom Jazz über Deutschrock bis zu Heavy Metal und Groove Disco reichten. Hinsichtlich ihrer prägnanten, eindringlichen und im gegenseitigen Aufeinanderhören geschulten Safado-Gruppe leistete die große Musikschule 3klang einmal mehr einen wichtigen Beitrag zum Freisinger bunten Konzertleben mit seinen vielen professionellen Akteuren.

Über sein Leben mit und in Musik hat Ensembleleiter Roman Seehon, der selbst Perkussionist ist, übrigens einen biographischen Roman geschrieben, der 2020 unter dem Titel One Glance is Holy erschienen ist und von der Presse als wichtiges Buch gelobt wurde. Prominent geht es um die Begegnungen mit zahlreichen Musikern weltweit, etwa mit Mike Oldfield.
