
Der Diplomat Luka Sorkočević schrieb den größten Teil seiner Kompositionen wohl zwischen 1750 und 1770. In diesen zwei Jahrzehnten vollzog sich an mitteleuropäischen Höfen der seit langem voranschreitende Stilwandel von einer polyphonen, kontrapunktischen Kunst zu einer modernen rapide, unter Einschluss der wieder zunehmenden italienischen Einflüsse, für die neben anderem die Breitenwirkung der so genannten neapolitanischen Schule stand.

Nach seinem in Rom fortgesetzten Studium wirkte der in Ragusa 1734 geborene spätere „erste Symphonist“ Kroatiens diplomatischer Politiker seiner Heimatstadt Ragusa, die als ärgste Handelsrivalin Venedigs galt. Auch im öffentlichen Leben der Stadt bekleidete er Posten. Während eines relativ kurzen Aufenthalts als Mitarbeiter seiner Landesbotschaft in Wien lernte er Haydn und Gluck, ebenso den bedeutendsten Librettisten der Epoche, Pietro Metastasio, kennen. Die Begegnung zeitigte deutliche Wirkung auf die Ausrichtung und den sich erst entfaltenden Individualstil seiner Werke.
Besonders gefragt war an den Höfen und in den freien Städten die Pflege der vorklassischen Symphonie. Von Sorkočević sind immerhin, dank der sorgfältigen Aufbewahrung der Notenmanuskripte durch den Franziskanerkonvent Dubrovníks, acht von zwölf Partituren dieser Werke größeren Formats erhalten geblieben, außerdem eine offensichtlich in der Sattelzeit populär gewordene Violinsonate und eine Ouvertüre für eine Triobesetzung mit Flöte.

Dennoch steht sein Oeuvre abseits von den großen Linien seiner Zeit, dem empfindsamen und dem Mannheimer Stil, auch wenn es Elemente beider Richtungen aufweist wie zum Beispiel die Crescendi der letzteren Schule in seiner 1. Symphonie in D-Dur. Vermutlich ist dies darauf zurückzuführen, dass sein als Kapellmeister an der Kathedrale von Dubrovník wirkender italienischer Lehrer Giuseppe Valenti von der traditionellen kontrapunktischen Unterweisung ausgegangen war und Sorkočević selbst im Anschluss daran in Rom bei Rinaldo di Capua weiterstudiert hatte.