Ob es in absehbarer Zeit eine wirkliche kostengünstige Formatalternative zu Klassik auf Compact Disc geben wird, steht noch dahin. Die bestehenden Angebote im Netz, die in der Klangqualität als ähnlich gut bezeichnet werden können, sind jedenfalls noch viel zu wenige — weshalb der Preis eben sehr hoch ist.

Allerdings werden unter Berücksichtigung der negativen CO2-Bilanz – auch ohne dass eine „Öko-Diktatur“ die Einstellung veranlassen würde – die Produktion von CDs und Vinyl ohnehin fast gänzlich vom Netz aufgesogen werden; was den verbleibenden materiellen Rest angeht, werden Nostalgiker der Schallplatte dann allerdings ziemlich tief in die Tasche greifen müssen …

Noch ist es aber nicht so weit, auch wenn der Status quo (abgesehen von den insgesamt dominierenden Streamingdiensten und Musikkanälen) im Hinblick auf nachhaltiges Wirtschaften in der Musikbranche nicht gerade froh stimmt. Da aber meist Web-Angebote vorliegen, wenden wir uns einigermaßen guten Gewissens drei Neuerscheinungen im beginnenden Jahr 2022 zu.
Eine Welterstaufnahme wird demnächst dank der Initiative des armenischen Pianisten Mikael Ayrapetyan mit einer sehr differenzierten Auswahl von Stücken aus dem Werk seines Landsmanns Makar Ekmalian (1856 – 1905) vorliegen. Das Klavier spielte freilich für den Gesangs- und Theoriedozenten am Theologischen Seminar Gevorkjan in seiner Heimatstadt Wagharschapat nur eine Nebenrolle: Er komponierte zeitlebens außer Volksliedern vorwiegend geistliche Vokalmusik, unter anderem das liturgische Patarag (1892).

Das Liederbuch von Leuven ist ein einmaliges Dokument aus der frühen franko-flämischen Polyphonie; es entstand zwischen 1470 und 1475 und enthält Werke von Johannes Ockeghem, dem aus Amiens stammenden Messekomponisten Firminus Caron und Antoine Busnoys, darüber hinaus zwölf Unikate, da sie in keiner anderen Handschrift auftauchen. Einen Teil des Repertoires legt auf einer neuen Einspielung das französische Sollazzo Ensemble unter der Dirigentin Anna Danilevskaia vor.

Bei aller Bekanntheit italienischer Prominenter aus dem Hoch- bis Spätbarock sind die Namen Giuseppe Porsile (1680 – 1750) und Domenico Sarro (1679 – 1744) in Tonträger-Programmen bislang selten aufgetaucht. Dabei handelt es sich um eifrige Opernkomponisten, die um 1710 produktiv und maßgeblich an der Musikgeschichte Neapels mitgestrickt hatten. In einem aktuellen Potpourri auf der Basis einer Aufnahme von Radio Bremen von 2021 werden freilich nur Ausschnitte aus ihrem Werk ebenso wie aus dem von Francesco Mancini, Alessandro Scarlatti und dem für das 18. Jahrhundert, sprich: die Neapolitanische Schule bedeutsamen Übergangskomponisten Nicola Fiorenza geboten. Die Arien singt auf der CD die Sopranistin Maria Ladurner, als Solistin begleitet die Blockflötistin Barbara Heindlmeier. Das zuständige Barockensemble La festa musicale aus Hannover gibt mit der Tarantella napoletana zum Dessert noch einen Tanzschlager aus Neapels (früher) Neuzeit dazu …