Zwar verfügt Queensland’s Metropole Brisbane nicht über eine Vielzahl von „Tempeln“ klassischer Musik, stattdessen über umso mehr Orchester, Chöre und Komponierende. Besonders das Ballett und die Oper genießen einen australienweiten Ruf, auch das Queensland Symphony Orchestra und wie auch in anderen Städten des fünften Kontinents kommt eine stattliche Zahl von professionellen Chören hinzu, von denen hier nur Brisbane Birralee Voices, Concert Choir und Imogen Childrens‘ Chorale genannt seien.

Die großen Musikhäuser wie das trutzig wirkende, aber postmoderner Architektur folgende Performing Arts Centre schließen gleich mehrere bedeutende Institutionen ein: Hier sind die große Konzerthalle, das Lyric und das Cremorne Theatre ebenso beheimatet wie Ballett, Oper und Orchester. Das Konservatorium der Stadt ist beim Publikum ebenso als Ort ständig wechselnder Aufführungen bekannt; dort haben auch die neuesten experimentellen audiovisuellen und digitalen Kunstrichtungen, an denen das gesamte Land reich ist, ihr Forum gefunden.

Langfristig betrachtet ist es natürlich das Maß des Erfolgs von jungen einheimischen Tonschöpfern wie Liza Lim, Conor D’Netto, Chris Perren oder Gordon Hamilton, das das kulturelle Profil Brisbanes prägen wird. Originalität in den Formen und in der Performanz ist geradezu ein Markenzeichen australischer Musik, die auf Zentren wie Melbourne, Adelaide, Sydney oder Brisbane gleichermaßen zutrifft. Von den Lehrergenerationen kamen immer die Impulse für den Einfallsreichtum der Jüngeren, der dann nicht zuletzt gerade in der Abkoppelung von Traditionen bestand.

2019 weckte Cathy Milliken mit Bright Ring für großes Ensemble, einem Auftragswerk des Ensemble Modern, weithin Aufmerksamkeit, sowohl in Londons Wigmore Hall, als auch an der Elbphilharmonie Hamburg und an der Alten Oper Frankfurt. Die studierte Pianistin tritt gerne mit Oboe und Stimme auf und gehört in ihrer Wahlstadt Berlin als Musikerin dem Ensemble Extrakte an. Ihrem Kammerkonzert Weave folgten zwei Chorwerke, Psalm 12 auf der Basis der prophetischen Klageliturgie, und Ode for All, letztere für Frauenchor konzipiert.

Milliken ähnlich ist Stephen Leek vor allem für seine Chorsätze bekannt geworden. Der einstige Schüler von Larry Sitsky hat sich im Laufe seines vor allem pädagogischen Wirkens in Workshops und Hochschulseminaren einen Katalog von mehr als 300 Werken erarbeitet, von denen die Mehrzahl einer Idee oder einem bestimmten Programm folgt. New Gondwana (2001) für Sopranchor und Orchester ist Australiens Entstehung gewidmet, Tintinara ist für einen aus Heranwachsenden bestehenden ein- bis vierstimmig agierenden Chor mit Klavierbegleitung konzipiert; Songs of our journey entstand 2012 und wurde für Chor und eine klangfarblich spezielle Auswahl von zehn Orchesterinstrumenten geschrieben.
Literatur u.a.
Terry Flew: Music, cities, and cultural and creative industries Policy. In: Sonic synergies. 2008. S. 7 – 16.
Kirsten Tong: Funding for small-to-medium art Music organisations in Brisbane. In: Music education research. Bd. 22. 2020. S. 495 – 504.