Vom Rand des Böhmerwalds

Wie viele der aus dem Šumava, dem Böhmerwald, stammenden Komponisten, man denke an die Stamitz-Familie am Mannheimer Hof, konnte auch Theodor Václav Bradský nicht in seiner engeren Heimat Karriere machen, reüssierte vielmehr nach längerem Engagement als Sänger am Stuttgarter Königlichen Hoftheater in Berlin als Mitglied des Königlichen Domchors und Hofkomponist des Prinzen Georg von Preußen; von 1873 an wirkte er als Gesangsdozent am Stern’schen Konservatorium.

Einer der vielen erfolgreichen und auch innovativen böhmischen Komponisten war Theodor Václav Bradský (1833 – 1881; Porträt von Josef Mukařovský, CZ p.d.).

Seiner Sängerlaufbahn entsprechend verarbeitete der aus Rakovník, einer am Ostausläufer des Böhmerwalds gelegenen Keramikstadt gebürtige Václav Bradský gerne tschechische wie deutsche Texte zu Kunstliedern, etwa Pod vyšehradskou pevností („Unter der Feste Vyschegrad“, 1879), komponierte aber auch sechs Opern: Den Auftakt machte 1860 die in Dessau uraufgeführte Roswitha. Kurz darauf entstanden Dcera zbrojířova („Die Braut des Waffenschmiedes“) und Das Krokodil (1862), gefolgt von einer längeren Pause in seinem musikdramatischen Schaffen.

Im Böhmerwald zur Frühlingszeit (T. Engleder,2005, CC-Liz.)

1879 wurde in Prag seine Jarmila („Die Hexe vom Rhein“) uraufgeführt, zwei Jahre später in Berlin die deutschsprachige Oper Der Rattenfänger von Hameln. Sein Schaffen stand zwar ganz im Zeichen der Hochromantik im weiteren Umfeld Smetanas und Dvořáks, doch in der Wahl seiner programmatischen Sujets legte er teils größere Originalität an den Tag als die großen böhmischen Musikprominenten seiner Epoche.

IMSLP Theodor Bradský

 


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