Einen Seekatzensprung von Havanna entfernt unterhält der den Vereinigten Staaten assoziierte östlich gelegene Inselfreistaat zwei Orchester, ein Sinfonisches und ein Philharmonisches Orchester. Viele der von hier kommenden Musiker suchten einst in New York ihr Auskommen, davon auch etliche als Plattenproduzenten, doch nicht alle konnten sich etablieren und gingen in ihre Heimat zurück. Bislang machte auf klassischem Gebiet das Casals Festival von Puerto Rico von sich reden, das prominente Gäste aus aller Welt anzog.

Weniger bekannt ist in Europa, dass aus dem nicht auffällig großen Staat eine nicht eben geringe Zahl an Komponisten hervorging, namentlich im neunzehnten Jahrhundert: Neben Manuel Gregorio Tavárez sollte hier an seinen 1857 in der Stadt Ponce geborenen Schüler Juan Morel Campos erinnert werden: Dieser trat zunächst besonders als Musiker hervor; er konnte nahezu alle Orchester der Blaskapelle spielen und entwickelte sich zum wichtigsten Vertreter der indigenen Gattung Danca. Neben den tanzbaren Genres gehörte seine Neigung auch der Komposition von Märschen, Sinfonien und Ouvertüren.

Der Gründer der Asociación Musical de Puerto Rico war der etwas jüngere Musiker Julio Arteaga, der gleichermaßen aus Ponce kam und später an der von ihm selbst dort gegründeten Akademie die Fächer Klavier, Orgel, Gesang und Theorie unterrichtete. Seine zweite Heimat als auftretender Musiker war New York, wo er Violine und Klavier studiert hatte und wohin er wieder zurückkehrte und unter anderem den Orgeldienst an der St. Patrick’s Cathedral versah. Arteaga schrieb etliche gefühlvolle Danzas, die teils in Verbindung mit einer Geliebten stehen, darunter Alma sublime.

Neben ihm ist der etwas ältere hochtalentierte Flötist Braulio Dueño Colón aus San Juan zu nennen, der wie Juan Morel Campos auch im Bereich der symphonischen Musik Bedeutenderes leistete, schließlich aber mit seinen Canciones Escolares (1912) aus der Zusammenarbeit mit Virgilio Dávila und Manuel Fernández Juncos Bleibendes schuf.