Zum Thema kommt einem zunächst Strawinskys 1913 komponiertes Skandalballett Le Sacre du Printemps in den Sinn, dessen Programm im Titel vage auf eine unbestimmte slawische Vorzeit archaischer Natur und Religion verweist. Das Rohe, gelegentlich Brutistische, das einer erdachten zivilisationslosen Gesellschaft mittels schriller dissonanter Akkordik zugeschrieben wird, erscheint harmonisiert durch die naturhaft gelebte Liebe als zusammenführendes und -haltendes Prinzip.

Weltentstehungsmythen waren im Zusammenhang mit europäischer (aber auch asiatischer) Mythologie insonderheit in der Barockzeit und noch im gesamten 18. Jahrhundert in Libretti Mode, nicht zuletzt und bis heute bedingt durch bahnbrechende naturwissenschaftlichen Fortschritte; außerirdischen Referenzen auf antike (und ältere) Theologien ging im 20. Jahrhundert bekanntlich Gustav Holst mit dem Orchesterwerk The Planets nach, etwa in seiner Charakterisierung des Merkur. Verweist die Frühzeit der Musik selbst durch Funde sehr alter Flöten auf die sogenannten Neandertaler als erste gesicherte Musizierende zum Zweck der Festigung von Gruppenidentität zurück, so wurde die Urzeit als solche wegen ihrer überwältigenden Defizienz an Zeugnissen (sieht man von fossilierten Knochen, Gesteinen und Landschaftsformationen ab) selten in Klangkulturen reflektiert – es sei denn, man bezieht die Filmmusik zu Predator oder Jurassic Park mit ein, die aber selbst Urzeitliches nur sekundär spiegeln.

Parallel zum ins Rollen kommenden literarischen und kinematischen Trend der im Labor gezüchteten Dionsaurier schrieb der Amerikaner Paul Jennings, Jahrgang 1948, das fulminante, polyphon-kontrapunktische, teils dissonante und überaus originelle Orchesterwerk A Prehistoric Suite, die im 1987 erschienenen Original einer Kombination aus blechbeherrschten Bläsern und Perkussionisten zugedacht von seiner Frau Teresa Jennings für volles Symphonieorchester gesetzt wurde und 2006 so arrangiert als Partitur erschien. Da Jennings fast ausschließlich für Film und Fernsehen komponiert, ist es nicht verwunderlich, dass er, auch wenn ein pädagogisches Interesse zugrundeliegt, im Zuge der seit den späten 1970er Jahren populären Urzeitriesenerzeugung ex vitrio als fantastischem, futuristischem Stoff zusprach. Allerdings dokumentiert Jennings‘ unabhängig vom Kino erdachtes Werk die tatsächliche Frühzeit der eierlegenden Riesen und bezieht sich nicht auf die Moderne.

Im ersten Satz der auch Kinder und Jugendliche ansprechenden Suite widmet er sich dem Segosaurus, den er als Gladiator unter den Sauriern markiert, im zweiten dem Brontosaurus, dem er als Pflanzenfresser das Etikett „Gentle Giant“ anheftet, im dritten Satz den Flugsauriern als graziösen Giganten des Himmels.
Der finale vierte Satz schildert den Kampf zwischen Tyrannosaurus und Triceratops, was den Forschungsstand der Zeit über „Fressrivalen“ reflektiert und die imaginierte Brutalität der Frühzeit ähnlich wie im Fall von Strawinskys Ballett hervorhebt; gleichzeitig erinnert die Positionierung der „Schlacht“ an den Schluss an zahlreiche dramatisch zugespitzte letzte Szenen in Barockopern, insonderheit Händels und Vivaldis.