Gründervater in der „Prinzessin des Nordens“

Da, wo der Fluss eine Wendung macht, wuchs seit etwa 1649, wenn den Quellen zu trauen ist, eine Großstadt auf, die nach der Flusskrümmung mit dem nicht eben flüssig auszusprechenden Namen Pindamonhangaba genannt wurde. Ihr wurde im Laufe der Jahrzehnte auch die Ehrentitulierung „Princesa do Norte“ zuteil, auch wenn dies nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass die Metropole angesichts einer relativ geringen Entfernung zu São Paulo von nur knapp 150 Kilometern eher im Süden liegt; es hat siedlungshistorische Gründe, weshalb sie den Beinamen „Norden“ trägt.

In der südbrasilianischen Stadt Pindamonhangaba wurde einer ihrer Söhne, João Gomez de Araújo (1846 – 1943) zum Begründer des Konservatoriums (Gemälde von José Canella Filho, 1827, Museu Paulista, BR p.d.).

Von seiner Hauptstadt mit dem zungenbrecherischen Namen zog es den Musikstudenten João Gomez de Araújo doch ziemlich bald ins nicht sonderlich weit entlegene Rio de Janeiro, schon im 19. Jahrhundert der eigentliche Treffpunkt großer Künstler und Hochschullehrer; am königlichen Konservatorium schrieb er sich dort bei Francisco Manuel da Silva, Dozent für Komposition, ein. 1863 kehrte Gomez de Araújo nach Pindamonhangaba zurück, wo er (nicht eben nebenbei) das Konservatorium begründete und ein Orchester aus dem Boden stampfte.

Porträt des Komponisten João Gomez de Araújo (Vater, macog)

An einer zentralen Kirche der Stadt blieb Gomes de Araújo bis 1880 Kapellmeister, entschied sich vier Jahre später aber, nach Mailand zu gehen, wohl durch Kontakte zu dem dort residierenden brasilianischen Opernkomponisten Carlos Gomes. Nachdem sein eigenes Bühnenwerk Carmosina in Anwesenheit der königlichen italienischen Familie dort aufgeführt worden war, kehrte er Europa bald wieder den Rücken und ließ sich in São Paulo nieder, wo er mit anderen maßgeblichen Musikschaffenden und -lehrenden 1904 das Conservatório Dramático e Musical aus der Taufe hob.

Das Conservatório Dramático e Musical von São Paulo wurde von João Gomez de Araújo mitbegründet. (Nelson Kon, 1.1.2012, CC-Liz.).

 

Ein Großteil seines Werks ist heute nicht mehr regelmäßig auf den Spielplänen zu finden, obwohl João Gomes de Araújo Opern komponierte, die zu seiner Zeit einige Beachtung fanden, nicht nur die 1888 in Italien entstanden Carmosina, sondern auch Edmeia (1884), Maria Petrovna (1904) und Helena (1916), die in São Paulo inszeniert wurde. Immerhin sechs Sinfonien und zwei sinfonische Dichtungen sind als rein instrumentale Werke von ihm bekannt. Infolge seiner Arbeit für die Kirche schrieb er außer ungefähr 60 Liedern einige größere geistliche Werke, darunter eine Missa Nossa Senhora do Bom Sucesso (1882) und die Missa São Benedito (1884). Sein Sohn gleichen Namens, geboren 1871, studierte in Neapel und Paris Musik und wirkte dann in São Paulo als Musikpädagoge; er bewegte sich als Komponist zunächst in eine ähnliche Richtung wie sein Vater, schuf aber auch Stücke für Klavier solo und Streichquartette.

4. Symphonie d-Moll, III. Satz


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