Januarabend mit Glanzpunkt

Besucher des Theaters Erfurt durften sich darüber freuen, dass das MDR Sinfonieorchester, dessen neuer Chefdirigent Dennis Russell Davies ab der nächsten Spielzeit am Pult stehen wird, wieder einmal hier gastierte. Während der Interimszeit konnte gestern Abend der junge britische Dirigent Kerem Hasan in dieser Rolle für sich punkten.

Das älteste deutsche Rundfunkorchester ist das MDR Sinfonieorchester, hier mit seinem Dirigenten Peter Adamik (Theater Erfurt, Liz. zum Konzert am 24.1.2020).

Nicht nur Ludwig van Beethovens entstehungsgeschichtlich komplexe Leonoren-Ouvertüre Nr. 2 C-Dur von 1805 mit (in einigen Takten) hinter den Saal positionierten Trompeten erfuhr eine in jeder Hinsicht werkgemäße Interpretation, auch die vielfältigen Nuancen von Béla Bartóks aufgrund seiner tödlichen Krankheit nicht selbst beendeten Konzerts für Klavier und Orchester Nr. 3 aus dem Jahr 1945 wurden feinsinnig herausgearbeitet und zeigten, gewissermaßen an die Oberfläche gewendet, den ganzen Reichtum seines Gehalts, interessante „verborgene“ Strukturen wurden noch deutlicher als man es von anderen Aufführungen kennt, aufgedeckt.

Beim Label Pentatone erschien 2018 diese allseits gelobte Aufnahme berühmter Klavierkonzerte des Pianisten Denis Kozhukhin (Hybrid SACD, ASIN: B079V95XFV).

Kerem Hasan teilte sich den großen Erfolg des Abends mit dem 33 Jahre jungen russischen Pianisten Denis Kozhukhin, dessen Aufnahmen von Werken Tschaikowskys, Ravels und Gershwins in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit für sich verbuchten. 2017 sprang er schon einmal für Lang Lang in Berlin ein und gewann, gerade 23jährig, den ersten Preis bei der Brüsseler Queen Elizabeth Competition. Mit seinem Spiel im Theater Erfurt wurde er sowohl dem virtuosen, dem lyrischen als auch dem wegen seiner mixolydischen Passagen arabesk anmutenden Charakter gerecht. Dem Beifall entsprechend ließ er sich zu zwei knappen Solozugaben nicht lange bitten. Auf den Konzertpodien Europas und der Welt trat er unter anderem mit den Geigern Leonidas Kavakos und Janine Jansen sowie mit der Cellistin Alisa Weilerstein auf, konzertierte mit der Chicago Symphony, dem Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam und den Symphonikern von San Francisco.

Schostakowitschs ‚Sinfonische Suite‘ entstand in Folge der 1932 uraufgeführten Oper der ‚Lady Macbeth von Mzensk‘, die auf einer Erzählung Nikolai Leskows basiert (Lorenzo Gaudenzi, Teatro Communale Bologna, 5.12.2014, CC-Liz.).

Den Akzent von Dmitri Schostakowitschs unter den schwierigen kulturpolitischen Bedingungen der Stalinzeit entstandene Sinfonische Suite aus der Oper Lady Macbeth von Mzensk legte Kerem Hasan, gewandt auf zahlreichen europäischen Podien, auf den gleichmäßig hämmernden Rhythmus des Hintergrunds, der den bedrohlichen Zug des dramatischen Geschehens mit reichem Schlagwerk akustisch abbildet. Fulminant fortissimo füllten hier bereits die ersten Takte dröhnend den ganzen Zuhörerraum. Ebenso im metrisch genauen Zeitmaß, aber kaum minder dynamisch hochgeschraubt erklangen die mit der Schwere des dramatischen Wurfs kontrastierenden tänzerisch schwungvoll genommenen Seitenschauplätze der Suite.

Spielplan Theater Erfurt

 

 

 


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