Momentaufnahmen aus alles anderem als einfachen Lebenssituationen: Das waren die Werke, die das Philharmonische Orchester Erfurt unter der Leitung von Myron Michailidis an diesem Donnerstag- und Freitagabend von drei Komponisten zwischen Klassik und Moderne präsentierte, zum einen Nikos Skalkottas‘ harmonisch raffinerte und kurzweilige, nach Landschaften benannte Fünf griechische Tänze, dann Bernhard Crusells Sinfonia Concertante für Klarinette, Horn, Fagott und Orchester B-Dur sowie (als geringere Überraschung) Peter Tschaikowskys an schwerblütig-tragischen Passagen reiche Sinfonie Nr. 4 in f-Moll.

Skalkottas schrieb seinen Tanzzyklus, nach Griechenland zurückgekehrt, unter prekären sozialen Umständen, der früh begabte Crusell konnte als Heranwachsender zunächst nicht einmal eine Klarinette sein eigen nennen, musste vielmehr auf dem Instrument eines Regimentsmusikers lernen und üben, mischte aber, erst zwölfjährig, kräftig in der Kapelle mit. Tschaikowsky litt während zur Zeit der Komposition seiner 4. Symphonie unter einer nur zur Schau gestellten Verlobung, während er dem eigenen Geschlecht zugeneigt war.

Ohne Zweifel bildete Bernhard Crusells Sinfonia concertante (1808) den Höhepunkt des Donnerstagabends; in ihrer teils leicht verspielten, teils komplex-verschlungenen Faktur stellt die Musik des Finnland-Schweden so manches Opus seiner Zeitgenossen, sei es Haydn, Danzi oder Field, in den Schatten und überbietet an Kunstfertigkeit sogar die im heutigen Konzertbetrieb im Mittelpunkt stehenden eigenen Klarinettenkonzerte. Mit leichtem Ansatz, gedämpfter Dramatik, aber hoher Virtuosität nahmen Corinna Franke am Fagott, Jens Kaiser an der Klarinette und Hornist Tristan Hertweck die Klippen dieses überragenden symphonischen Wurfs der nordischen („Wiener“) Klassik. Unbeschwertheit und Eleganz zeichnete auch die Leitung durch Myron Michailidis aus.