Von der leicht(er)en Muse schon in seinen Trompeterjahren beim dänischen Regiment geküsst wandte sich Hans Christian Lumbye früh der heiteren Gebrauchsmusik zu. Es mag ihn, weil er bereits seit 1829 nach einem Intermezzo mit den Dragonern bei der Königlichen Leibgarde im Sattel saß, mag den Komponisten auch die Sphäre der Pferdemanege und des Zirkus‘ angezogen haben; nicht ohne Grund entstanden viele seiner Ballett- und Orchesterwerke für den Gebrauch im Tivoli-Park Kopenhagen, in dem dressierte Tiere gleichermaßen eine Attraktion darstellten: So kam es unter anderem 1842 zu dem populär gewordenen Finale Galop aus dem Ballett Napoli.

Neben dem in Militärmusik fundierten Trompetenrepertoire im ganz praktischen Sinn zog den in der dänischen Hauptstadt 1819 Geborenen und Aufgewachsenen bald auch das Dirigentenpult an. Die Begegnung mit den Wiener Walzergrößen Joseph Lanners und Johann Strauß wirkte nachhaltig: Lumbye gründete im Alter von gerade einmal 21 (!) Jahren sein eigenes Orchester und stieg drei Jahre später zum ersten Musikdirektor des Tivoli auf. Mit mehr als 600 Kompositionen, mit deren Aufführung er ein breitgefächertes Publikum in- und außerhalb der Hauptstadt, selbst in Norwegen und Schweden erreichte, sicherte er sich den Ruf „Strauß des Nordens“. In ganz Europa waren darüber hinaus bald seine populärsten Werke in Klavierausgaben greifbar.

Beliebt wurde noch zu Lumbyes Lebzeiten der Champagnegalop. Namentlich die „schmissigen“, rhythmisch leicht eingängigen Galopp-Stücke waren es also, die seinem Repertoire bis heute einen Vorzugsplatz bei den Manegenorchestern der Welt sichern, unter vielen anderen in dem Marsch zur Erinnerung an Zirkus Renz. Einer von den unmittelbaren Nachkommen des dänischen Musikdirektors, Theodor, stieg in seine Fußstapfen, studierte sogar in Paris und wurde selbst Orchesterleiter.

Die neu entstehenden Eisenbahnen zogen im übrigen den geschickten Schnell-und-Vielschreiber Lumbye magisch wie viele seiner Zeitgenossen an und so kam es zum Kopenhagener Eisenbahn-Dampf-Galopp ganz auf Höhe der Zeit, der zuletzt bei den Sommerfestspielen 2015 im Wiener Schlosspark Schönbrunn unter der Leitung von Zubin Mehta großes Echo fand.
Literatur u.a.
Mogens Wenzel Andreasen: Musikalsk byvandring. 34 klassiske komponister i 1800-tallets København. Valby 2009. S. 78 – 83.