Vermutlich 1739 in Rio de Janeiro als Sohn einer Angolanerin und eines Portugiesen geboren besuchte er ein Jesuiten-Kolleg, wo er sich ungewollt durch seine früh entwickelte dichterische Begabung Neid bei den hellhäutigen Studenten zuzog. Das Mobbing ging so weit, dass ihn seine Mitschüler in eine Militäreinheit zwangen, die in der Colonia del Sacramento stationiert war. Erst 1762 gelang es ihm von dort freizukommen; unmittelbar nach seiner Heimkehr schiffte sich der Hochbegabte nach Portugal ein, wo er die Betreuung zweier Adliger übernahm und zum Kaplan der Casa da Supplicaçáo ernannt wurde.

Domingos Caldas Barbosa firmierte für die Öffentlichkeit 25 Jahre nach seinem Tod, die nicht direkt persönlich mit ihm zu tun hatte, zur Herausgabe eines erfolgreichen Gedichtbandes unter dem Namen Viola de Lereno. Hatte die Wahl eines Pseudonyms durch den Verleger „lediglich“ mit den frühen Demütigungen des Urhebers unter recht orthodoxen Jesuiten zu tun oder sollte er als gekürter Geistlicher nicht mit der eher weltlichen Beschäftigung des Verfassens von Gedichten in Verbindung gebracht werden?
Wie auch immer: Der überaus talentierte Poet hatte das Glück und vermutlich auch den Verstand, sich in den höheren Kreisen von Lissabon zu bewegen und so seinen Fähigkeiten Raum zu geben. So sang er die traditionellen Cantigas und begleitete sich dabei selbst auf der Viola.

Schließlich fanden seine Lieder, die von Schlichtheit geprägt sind, aber den bombastischen Barockstil vermeiden, in den Druck. Er hatte Umgang mit wichtigen Dichtern seiner Zeit, mit denen er in den literarischen Akademien zusammentraf und lieferte die anerkannt beste Definition für die Beschaffenheit der saudades. Last but not least wird Barbosa die Erfindung der modinhas zugeschrieben.