Am 5. März ist es wieder soweit: Der Karneval wird mit dem Faschingsdienstag noch einmal hochgejubelt und ausgeläutet, um für ein Jahr in der Mottenkiste zu verschwinden. So selbst im anglikanisch dominierten Süden Großbritanniens, wo es an diesem Tag schon seit dem 16. Jahrhundert, ähnlich wie auf dem Kontinent, die Sitte des Essens von Krapfen gibt, weshalb dort vom Pancake Day gesprochen wird.

Andernorts im englischen Sprachraum haben sich Begriffe wie Fat Tuesday, weil unmittelbar vor der „entbehrungsreichen“ Fastenzeit hier noch einmal kräftig zugelangt werden darf, oder – wie im transozeanischen New Orleans – Mardi Gras als Entlehnung aus dem Französischen mit derselben Bedeutung eingebürgert, der in einigen Regionen der USA und bei den karibischen Anrainern gleich eine ganze Musiktradition begründete.

Vielleicht wegen strengerer Beachtung der bevorstehenden Fastenzeit konnten sich die Bräuche und Festivals des international gefeierten Mardi Gras mit seinem ausgelassenen närrischen Treiben in Englands südlichen, von der anglikanischen Kirche dominierten Gefilden nicht recht etablieren. Aber es gibt Ausnahmen: Der Londoner Stadtteil Notting Hill etwa, sonst bekannt aus einer älteren Filmkomödie mit Hugh Grant, begeht jedes Jahr opulent Straßenkarneval, einschließlich der entsprechenden populären Tanzmusik und besonders inklusive Punk. Die Kostümierungen können sich durchaus mit den auf Jamaica üblichen vergleichen, zumal sie gerne von Akteuren mit afrokaribischem Hintergrund getragen werden. Allerdings besteht ein großer jahreszeitlicher Unterschied: Nicht Anfang März, sondern im August defiliert hier buntes Volk die durch die Straßen.

Wie in Leeds und Luton paradieren auch in Leicester – hier erst am ersten Augustsamstag – karibisch inspirierte Karnevalsprozessionen; die Züge bewegen sich durch das Zentrum und den Stadtteil Highfields, zum Finale mit zahlreichen Ensembles und viel ausgelassener karibischer Folklore finden sich jedes Jahr die BesucherInnen im Victoria Park der Stadt ein. Dass von europäischen Bräuchen emanzipierte fröhliche Festtraditionen aus der Karibik ins Land der Eroberer auf diese Weise zurückkommen, ist nicht zuletzt den afrokubanischen Verbänden im englischen Königreich zu verdanken.