Rücken manche großen Würfe des Musiktheaters wegen ihrer Kürze an den Rand des Geschehens? Es mag sein, dass der Einakter mit seinen Wurzeln in den Vaudevilles wandernder Ensembles von seinem gewissermaßen inoffiziellen Charakter einiges zurückbehalten hat.

Dafür spricht unter anderem die Seitenexistenz von Alexander Zemlinskys auf Oscar Wildes Märchen Der Geburtstag der Infantin zurückgehende ernste Oper Der Zwerg, die am 24. März 2019 an der Deutschen Oper Berlin in der Inszenierung des Landshuter Tobias Kratzer und unter dem Dirigat von Donald Runnicles am Hause Premiere feiert.
Nicht weit hiervon, nämlich an der Staatsoper unter den Linden ereignet sich eine höchst seltene Aufführung, die der momentanen Hyperbolik des Tragischen, mit dem sich die Bürgergesellschaft nicht zuletzt ausgezeichnet moralisieren lässt, zuwiderläuft: Sergej Prokofjews wenig bekannter Vierakter Die Verlobung im Kloster wird am Samstag, den 13. April dort zu sehen sein. Die Grundlage bildet eine der zahlreichen beliebten Verwandlungs- und Verwechslungskomödien des 18. Jahrhunderts, genauer das konventionsgemäß in Sevilla situierte, um einen Akt als das neue Libretto kürzere Schauspiel The Duenna des irischen Dramatikers Richard Sheridan aus dem Jahr 1775.

Wie sich am amüsanten, da in sich paradoxen Titel von Prokofjews lyrisch akzentuiertem Musikdrama op. 86 erahnen lässt, liegt der Ausgangskonflikt der Vorlage im grausamen Wesen eines Elternteils, hier eines Vaters, der seine Tochter Donna Clara, ohne Widerspruch zu dulden, zur Nonne bestimmt, während diese jedoch ein Liebesverhältnis mit Don Ferdinand, einem Sohn aus reichem Hause, unterhält. Mira Mendelsson und Prokofjew verfassten das Libretto, letzterer die Musik, zur modernen Version des Stücks in den Jahren 1940 und 1941. Erstmals auf die Bühne kam es also während der Kriegsjahre im Moskauer Künstlertheater.

Immer mehr Interesse finden seit einiger Zeit bei Komponisten wie beim Publikum Kinderopern – gegeben vorzugsweise an Samstagnachmittagen als Familienveranstaltungen. Im Rahmen der Heidenheimer Opernfestspiele 2019 wird Leonard Evers‘ Oper Gold! „für alle ab 5 Jahren“ in der Inszenierung von Lena Scheerer erklingen. Die textliche Basis für den jungen niederländischen Komponisten stellte das populäre, von den Grimms aus niederdeutschem Erzählschatz entwendete Märchen Vom Fischer un siner Fru dar. Zur Premiere am 26. Juni um 18 Uhr lädt Dirigent Ulrich Proschka ins Opernzelt im Brenzpark ein.