Wenn es um Aktivitäten und die Entwicklung auf kunstmusikalischem Sektor geht, scheint die Kapitale hinter pulsierenden Kulturzentren wie Sydney und etwas dahinter Melbourne beinahe zu verschwinden. Dabei verfügt Canberra, das mit Deklarationsdatum 5. Mai 1927 als eine der jüngsten Welthauptstädte überhaupt gelten kann, selbst über Konzerthäuser und eine Oper und nicht zuletzt residieren hier namhafte MusikerInnen.

Die beiden überragenden kulturellen Institutionen der Stadt, das Canberra Theatre und das etwa halb so viele Sitze bietende Playhouse bieten nicht nur Schauspiel, sondern auch Konzerte und Musiktheater. Am besten ausgestattet für Anstürme eines vornehmlich klassisch ausgerichteten Publikums ist allerdings die nach dem einstigen Leiter des Canberra Symphony Orchestra benannte Llewellyn Hall der Musikhochschule auf dem Gelände der Australian National University – mit nicht weniger als 1442 (!) Plätzen, bestens geeignet auch für symphonisch raumfüllende Ereignisse, man denke an Sculthorpes Earth Cry, Mahlers „Neunte“ oder Bernsteins Kaddish, die einen Orchesterapparat mit „allem Drum und Dran“ erfordern.

Bemerkenswert ist der Umfang des Konzertsaals einmal deshalb, weil Canberra nur die achtgrößte aller australischen Mega-Cities ist und angesichts äußerst pluralistisch ausgerichteter Kulturszenen, die sowohl von innovativen neomedialen, experimentellen, folkloristischen, aber auch traditionell europäischen, amerikanischen und asiatisch-südseepazifischen Impulsen bestimmt werden.

Die bedeutendste Formation für klassische Musik (und ihre Moderne) ist das Canberra Symphony Orchestra, das erst seit 1950 existiert und zunächst in der kleineren Albert Hall residieren musste. Seit 2007 ist Dr. Nicholas Milton, der in Sydney geboren wurde, sein ständiger Chefdirigent. Er spielte früher im Macquarie Trio die „erste Geige“ und steht seit seinem Antritt in Canberra häufig auch in deutschen Landen am Pult.