Zwar existieren auf dem Gebiet des Halbkontinents Brasilien zahlreiche Mischformen aus dem genuin afrikanischen Candomblé, insbesondere demjenigen angolanischer Herkunft, doch enthalten auch der Samba und der Maracatú nur wenige indianische Elemente aus den Kulturen der ältesten Bevölkerungsteile.

Am ehesten spiegeln im Nordosten noch die Caboclinhos (Musik der Mestizen) mit ihrer häufigen Triobesetzung aus Trommel, Schüttelrohr und Pfeife inklusive Pfeil und Bogen als Taktgeber die einheimische Musik, obwohl es sich um Tänze, Riten und dramatische Formen handelt, die nach der Eroberung Südamerikas von den Jesuiten zum Zweck der christlichen Missionierung eingesetzt wurden; sie sind daher nicht als Quelle zur Ermittlung indigener Folklore zu betrachten.
Eher unverfälscht, wenn auch nicht historisch-authentisch dokumentiert die Musik zu Ernte- und Fruchtbarkeitsfesten aus dem Sertão, einer Binnenhalbwüste, die die Bundesstaaten Alagoas, Bahia, Pernambuco, Paraíba, Ceará, Rio Grande do Norte, Piauí und Sergipe umfasst und Teile von Minas Gerais streift, Reste von kultureller Eigenständigkeit der „Ursprungsbevölkerung“. Dazu gehören in erster Linie die festa do umbu und das ritual do ouricuri.

Was über Rohr, Pfeife und das Trommelinstrument Caixa de Guerra hinausgeht, ist meist der eingeführten Kultur afrikanischer Sklaven zu danken: Die tief klingende solistische Trommel Rum begleitet den Candomblé, die Capoeira bevorzugen als Hauptinstrument den Musikbogen Berimbau, während die Reibetrommel Cuíca heute im Samba gespielt wird; hinzu kommen Schüttelidiophone wie Caxixis, die Doppelglocke Agogô und Xequerê.

Antiphonale Kriegsgesänge und Schamanenlieder bestimmen die Musikkultur der Indianer in ihrer ursprünglichen Heimat auf brasilianischem Terrain, der Amazonasregion und dem Mato Grosso. Rasseln und das Stampfen der Musiker auf dem Boden geben ihren Rhythmus an, wie es die Praxis bei den Xingú-Indianern zeigt.