Tango Na Praia – Magie der Gitarre

Dauerhafte Inspiration kam von einer Dame aus dem fernen Spanien, nämlich von der Gitarristin Josefa Robledo, die ein Kompositionsstudent des Konservatoriums zu São Paulo in einem Konzert hörte: So schwenkte der junge Attilio Bernardini zwischenzeitlich ganz zur Profession eines Gitarrenlehrers und -virtuosen um. Da er auf beiden Gebieten bald zur gefragten Koryphäe wurde, kam er zum eigentlichen Komponieren, das fast ausschließlich der brasilianischen, europäisch basierten Tanzmusik gewidmet war, erst relativ spät, nämlich in den Jahren ab 1940.

Massimo Piazza spielt Attilio Bernardinis berückenden Walzer 'Irma' (https://www.youtube.com/watch?v=tqILp4V4kRg, 21.6.2016).
Massimo Piazza spielt Attilio Bernardinis berückenden Walzer ‚Irma‘ ausdrucksvoll in gemäßigtem Tempo (https://www.youtube.com/watch?v=tqILp4V4kRg, 21.6.2016).

Von den Europäern schätzte dieser „Vater“ dreier in Brasilien zur Prominenz aufrückender Schüler – José Alves da Silva, Anibal Augusto Sardinha, genannt Garoto und Ronoel Simões – Mozart, den er mit einem Dueto Mozartino ehrte, aber auch Robert Schumann, dessen Träumerei op. 15, Nr. 7 er für sein Instrument adaptierte. Mit Fug und Recht kann Attilio Bernardini als derjenige Gitarrist bezeichnet werden, der die nachfolgenden Generationen seines Fachs im 20. Jahrhundert maßgeblich prägte; zu ihnen zählt auch eine aktuelle Größe des brasilianischen Musiklebens, nämlich Paulo Bellinati.

Das Konservatorium für Schauspiel und Musik in Sao Paulo heute (Giulia Gamba, 28.9.2016, CC-Liz.).
Das Konservatorium für Schauspiel und Musik in São Paulo heute (Giulia Gamba, 28.9.2016, CC-Liz.).

Was die Erweiterung der Gitarrenliteratur betrifft, so galt Bernardinis vornehmliches Interesse dem Chôro und dem einheimischen ebenso wie dem traditionell-europäischen Walzer, vereinzelt auch (älteren) Formen wie der Gavota oder der Serenata und der Mazurka, dem Tango Brasileiro oder dem Maxixe. An die entscheidende Weichenstellung seines Lebens hin zur Gitarre durch die Verbindung zur Kunst Josefa Robledos und zu Francisco Tárregas Meisterschaft erinnern Titel wie Noites de Espanha, Dança dos Tangarás und Jota Aragonesa (1942). Thematisch breit sind Bernardinis ganz romantisch verwurzelte Valsas und Chôros gefächert: Hierzu zählen Stücke wie Bobagem, Ilusão, Beira-Mar, Amisade, Mágoas und das spät, erst 1970 komponierte Na Praia.

Blickt man auf den Katalog seiner Werke, so scheint es, als wäre er – abgesehen von „abstrakteren“, aber unterrichtsgemäßen Präludien und Fünf leichten Stücken sowie einer Rhythmusstudie – ganz und gar der praktischen Tanzmusik verhaftet gewesen, doch sprechen seine fortschrittlich orientierten Gitarren-Lehrbücher auch für die andere wesentliche Seite seiner Arbeit: Neben „vorbereitenden Übungen“, Lições Preparatórias: A Nova Técnica do Violão – Escola de Tárrega, verfasste er in den 1960er Jahren einen umfassenden Método Prático para Violão.

 

 

 

 


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