Demnächst, am 15. März 2018, steht im Salon des Melbourne Recital Centre die Aufführung eines neuen Vokalwerks durch die Formation The Debussy Project an: Einer der letzten größeren Erfolge Lisa Illeans als Komponistin liegt aber noch nicht lange zurück. Der Klarinettist Thomas Watmough spielte am 4. Juli 2016 unter der Leitung von Magnus Lindberg und zusammen mit Musikern des LPO im Londoner Royal College of Music ihr Kammermusikstück Rose. Im selben Jahr wurde sie von der Royal Philharmonic Society ausgezeichnet. Unter anderem standen ihre Werke auch schon auf den Programmen von BBC und den Symphonieorchestern von Melbourne und Sydney.

Eine besondere Note verleiht ihrer Arbeit der Umstand, dass Lisa Illean gelegentlich gezielt für bestimmte Örtlichkeiten schreibt, so etwa für das Arts Centre von Melbourne oder das ethnologische Museum in Vancouver. Derzeit strickt die Künstlerin, die wenigstens seit 2016 einem größeren australischen und britischen Publikum bekannt ist, mit einem Stipendium am Royal College of Music in London an ihrer Dissertation. Diese Daten sagen aber noch gar nichts über ihre persönliche künstlerische Ausrichtung aus. Sie gehört zu einer kleinen Zahl von prominenteren Komponisten, die sich neben der Aufführung regulärer Musik akusmatischer Inszenierungen bedient: Die Quellen, von denen der Schall ans Ohr der Zuhörer dringt, bleiben hier verborgen. Denkbar ist zum Beispiel, dass Musiker hinter dem Bühnenvorhang bleiben oder im Abseits eines Orchestergrabens stehen und dabei unterschiedliche Distanzen zum Saal nutzen.

Stille und Ruhe, Abwesenheit des Sichtbaren und der Hervorbringung von Tönen, dies sind die Markenzeichen von Illeans Schaffen. Eine musikkritische Stimme des Sydney Morning Herald beschrieb ihre Musik als außerordentlich ruhig, wobei kleine, aber markante Veränderungen des Klangbilds zu verzeichnen seien. Tatsächlich handelt es sich bei den Werken der in London lebenden Australierin nicht etwa um Minimal Music, sondern um tiefsinnige Studien der Stille – jenseits des Großstadtlärms, der die Konzerthäuser umflutet …

Was die Besetzungen betrifft, so reicht die Spanne von der Solo-Bratsche in Cranes (2017) über große Kammerensembles in Januaries bis zum vollen Orchestereinsatz in Werken wie Further in Summer oder Land’s End aus demselben Jahr. Eine Sopranstimme mit individuell bestückter Kammerformation bestimmt die am 23. September letzten Jahres aufgeführte „Liedkomposition“ Cantor nach einem Text von Willa Cather.
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