Dass die französische Contredanse mit einer Gegenbewegung der Schritte, wie auf den ersten Blick angenommen werden könnte, nichts zu tun hat, offenbart sich spätestens, wenn man seine Geschichte weiter zurückverfolgt. Vielmehr – und dies ist von Seiten des Kontinents eher ein seltener Rezeptionsfall – wurde der Begriff aus dem englischen Country Dance gebildet, womit im 16. und sicher auch noch bis ins 17. Jahrhundert hinein jeglicher ländliche Tanz gemeint sein konnte. Es scheint aber durch, dass es sich durchaus um Gesellschaftstänze älteren Ursprungs in größerer Formation mit Doppelreihenaufstellung handelte, wofür auch die Übernahmebezeichnung Anglaise im Frankreich des späten 18. Jahrhunderts spricht.

Neben dem Cotillon, der Anglaise und dem deutschen Contretanz setzte sich ebenfalls in den späte(ste)n Jahrzehnten höfischen Glanzes, etwa um 1770 und 1780, in Paris die Quadrille durch, die aber nach der Revolution noch von Napoleon weiterbefördert wurde. Es handelte sich musikalisch betrachtet um ein buntes Potpourri mit Material aus diversen Opern und Operetten, das in seiner choreographischen Ausprägung in fünf und schließlich sechs Touren aufgeteilt war. Die Zahl der Takte für eine Tourlänge war genau auf 32 terminiert, wobei der (gerade) Takt zwischen einem 2/4- und 6/8-Metrum schwankte.

Eine weitergehende Spezialisierung erfolgte im 19. Jahrhundert, als die Gassenform zu großer Beliebtheit avancierte und damit auch in die Quadrille Eingang fand. Häufig wurde auch ein Walzer angehängt oder gesellige(re), schnell popularisierte Spielarten erfassten ein breites Spektrum der bürgerlichen und ländlichen Gesellschaft: Kuss-Quadrillen kamen unter anderen ebenso auf wie Lach– oder Kegelquadrillen. Noch Jacques Offenbach und Johann Strauß Vater und Sohn komponierten gerne Quadrillen, ersterer insbesondere der französischen Tradition gemäß. Die beiden Wiener Walzerkönige schufen schließlich eine Orpheus Quadrille aus Themen, die sie von Offenbachs Orpheus in der Unterwelt „entliehen“ hatten …
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