Unvermeidlich wurden die kleineren komischen Formen des Musiktheaters aus dem Nachbarland Spanien in Portugal wahrgenommen und adaptiert: Dies gilt für die Zarzuela ebenso wie die in der Regel einaktige Farsa, für die meist nur wenige Darsteller gebraucht wurden. Beispielhaft für letztere sollte das Bemühen des in der Kunst des dramma giocoso venetianischen Zuschnitts und neapolitanischen Stils ebenso erfahrenen wie erfolgreichen späteren Kapellmeisters Marcos António Portugal (1762 – 1830) genannt werden. Auf brasilianischem Boden fand es seinen Niederschlag mit dem 1812 in Rio de Janeiro veröffentlichten Bühnenwerk A Saloia Namorada ou O Remedio he Casar zu deutsch: Die verliebte Bäurin oder Die Heiratsmedizin.

Die muntere und leichte, deutlich aus der Tradition des Opernintermezzos La serva padrona von Giovanni Battista Pergolesi herrührende Komödie in Musik, als Stück 1793 erstmals gemeinsam mit António Leal Moreira publiziert, geht auf den aus einer brasilianischen Mulattenfamilie abstammenden Librettisten Domingos Caldas Barbosa (1739 – 1800) zurück. Letzterer agierte nicht nur als Priester und Poet, sondern war selbst auch ein eifriger Komponist, der ein besonderes Faible für Modinhas und Lundus entwickelte, zwei beliebte Genres, die gerade im 18. Jahrhundert in der gesamten lusitanischen Welt kursierten.

Aus der Feder des schriftstellernden Brüderpaars Artur und Aluísio Azevedo aus dem Bundesstaat Maranhão ging die mit einer Liebesgeschichte verbundene Komödie A flor de liz („Die Lilie“) hervor, die durch Leão Vasseurs gleichnamige dreiaktige komische Oper für das Musiktheater ausgearbeitet wurde. Die Partitur erschien 1882 bei Domingos de Magalhães in Rio de Janeiro, wo Aluísio Azevedo einst seinem Studium nachgegangen war.

Erst vor kurzem, nämlich 2014, trat João Guilherme Ripper mit seiner komischen Oper O Diletante („Der Dilettant“) nach einer Vorlage des brasilianischen Autors Martins Pena aus dem Jahr 1844 ins Rampenlicht. Er siedelte die Handlung allerdings an der Copacabana der 1950er Jahre an. Ursprünglich geht es darin um einen durch die Aufführung von Bellinis Norma entbrannten Streit zwischen den Anhängern der Popularkultur und der elitären Bildungskultur, der hier satirisch umgemünzt wird: José António, ein großer Opernfan, möchte seine Tochter Josefina mit einem wohlhabenden Gutsbesitzer aus São Paulo verheiraten. Dieser erweist sich jedoch als Liebhaber von volkstümlichen Modinhas und Lundus. Der für die Hochzeitsanbahnung zuständige Advokat Gaudencio Mendes nutzt die Differenz zwischen beiden für sich und wickelt Josefina um den Finger, indem er sich als Liedsänger ausgibt; es gelingt ihm sie zu gewinnen und sich mit ihr zu verehelichen …
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