Sieht man davon ab, dass seit den 1920er Jahren das Fagott in Jazz-Gruppierungen wie derjenigen Paul Whitemans eingesetzt wurde und von da ab immer wieder auftauchte, etwa in den 1960er Jahren bei Künstlern wie Yusef Lateef und Chick Corea, so führte es bislang doch sein munterstes Dasein in Kammermusik und klassischem Orchester, gerade auch in der Oper. Es war spätestens seit der Barockzeit eines der meistgeschätzten Instrumente in Ensembles jedweder Größe: Dank seiner klangfarblichen Mischbarkeit passte es sowohl zu hoch- wie tieffrequent sonierenden Orchesternachbarn. Freilich trat seine Nutzung spätestens mit der Morgendämmerung der Klassik solistisch in den Hintergrund, feierte aber in Verdis Opern und mit Schostakowitschs markanter Kadenz in seiner 9. Symphonie als prominente Stimme fröhliche Wiedererweckung.

Die Fagott-Begeisterung schwappte im Laufe des 20. Jahrhunderts endgültig über den „Großen Teich“: Aus dem Gesamtwerk des Hindemith-Schülers und Neoklassizisten Willson Osborne wurde besonders dessen Rhapsody for Bassoon sehr populär, die er 1952 zunächst als Study for Bassoon niedergeschrieben hatte, von der aber das Philadelphia Orchestra mit der Solistin Sol Schoenbach eine Einspielung mit langem Nachhall produzierte. Alice Anne LeBaron, Harfenistin aus Baton Rouge im Bundesstaat Louisiana, schuf mit After a Dammit to Hell 1982 ein komplett solistisches Stück für das Fagott und die New Yorker Komponistin Mary Jane Leach trug mit dem optimistisch, wenn nicht euphorisch gestimmten Feu de Joie für ein Fagott und sechs vorab auf Tonband aufgenommenen Artgenossen zu dessen kammermusikalischer Präsenz in den USA bei.

Der bedeutende Filmmusikkomponist John Williams schrieb für Judith LeClair, die bei den New Yorker Philharmonikern spielte, 1995 das Fagottkonzert The Five Sacred Trees, in dem fünf „heilige“ Bäume, unter anderen Eó Mugna, die Eiche, und der magisch-verhexte Tortan aus der keltischen Mythologie die fünf Sätze bestimmen. Die Ideen dazu bezog Williams zu einem guten Teil von dem britischen Dichter Robert Graves. In Tim Lakes Konzert für 5-saitiges Banjo und Orchester wetteifern zum Titel When I first met Miyuki Fagott und Oboe als Soloinstrumente. Auf der Platte Concertos All and Sundry des American Wind Symphony Orchestra schiebt sich das Solo-Fagott an zweiter Stelle nach der Trompete mit einem Marsch in den Vordergrund.

Im 21. Jahrhundert setzt sich die amerikanische Karriere des Fagotts fort: Eric Ewazen, einst Juilliard-Eleve, der fast ausschließlich Instrumentalmusik schreibt, kombinierte in einem Konzert aus dem Jahr 2002 das Solo-Fagott mit Holzbläserensemble. Der aus Buffalo stammende Robert Paterson, Jahrgang 1970, komponierte 2006/07 eine Elegie für zwei Fagotte und Klavier, nachdem ihn bereits 2001 das Instrument zu einer Sonate mit Klavierbegleitung inspiriert hatte. Insbesondere Howard J. Buss, der derzeit in Florida wirkt, trug extensiv zum US-Repertoire bei: 2002 mit Fabeln von Äsop für Violine und Fagott, Behind the Invisible Mask (2004) in der Konstellation mit Schlagwerk, Vier Miniaturen für zwei Fagotte (2010), The Heavens Awaken (2009) für Fagott und Streichquartett und mit Aquarius (2013) für drei Fagotte.
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