Selbst in umfänglichen Enzyklopädien wird man kaum fündig, wenn man nach einem Eintrag der für Brasilien wichtigen, 1873 in Rio de Janeiro geborenen Liedrepräsentantin Celeste Jaguaribe de Matos Faria sucht. Mütterlicherseits stammte sie aus einer Grafenfamilie ab. Die Sängerin, Dichterin und Komponistin legte sich, wohl wenn sie in Konzerten auftrat, das Pseudonym Stella Bomilcar zu, offensichtlich aber auch, weil ihr Geburtsname für eine Künstlerin solchen Formats wohl zu sperrig erscheinen mochte. Überschaut man ihr überwiegend vokales Werk, lässt sich kaum darauf schließen, dass sie relativ früh in ihrer Laufbahn einen Lehrstuhl für Musiktheorie an einer renommierten staatlichen Musikhochschule innehatte. Andrade Muricy wusste über sie zu sagen, dass sie ihr ganzes Leben der hohen Liedkunst gewidmet habe.

Unter dem Titel Vibrações („Erschütterungen“) wurde nach Celeste Jaguaribes Tod 1938 eine Anthologie von Gedichten herausgegeben, die sie auch als bedeutende Lyrikerin ausweisen. Allerdings hatte sie ihre Erfolgsaussichten nicht von Anfang an im Gesang und im akademischen Unterricht gesehen; zunächst hatte sie nämlich in Fortaleza und am Colegio Imaculada Conçeição ein Klavierstudium absolviert. In dieser Zeit könnte sie aber bereits Erfahrungen im Arrangieren vorhandener Werke – was sie später als weitere Profession betrieb – und im Anlegen eines musikalischen Satzes auf der Basis von Liedtexten gesammelt haben.

Die Themen ihrer großenteils selbst verfassten cantos und cantigas beziehen sich häufig auf romantisch gefärbte Erinnerungen, die etwa die Liebe thematisieren, so Olhos azuis („Himmelblaue Augen“), Noite („Nacht“) und Aquele Amor („Eine Liebe“), es sind aber auch von Tanzformen bestimmte Motive wie in dem auf eigenem Text beruhenden Titel Berceuse darunter, daneben Lieder, die mit Naturmetaphorik spielen: A pedra, Rosas oder Jasmineiro. Das Gedicht Penas de garça geht auf die unwesentlich jüngere populäre Dichterin Auta de Souza (1876 – 1901) zurück, die auch dem Symbolismus zuneigte. Andere mehr sentimentalisch geprägte wie Minha vida é assim und Saudade lassen Vorläufer der Fado-Dichtung erkennen. Auf der Seite Falando de trova findet sich der Text eines der Lieder von Celeste Jaguaribe, der gewissermaßen für sich selbst schon „Musik“ ist.
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