Als bedeutender byzantinischer Musiktheoretiker des 15. Jahrhunderts galt Manuel Chrysaphes, der als Kantor an der Hagia Sophia fungierte, auf heutigem serbischem Boden und auf Kreta lebte. Auch als Komponist leistete er Bedeutendes, doch erwarb sich im kommenden Säkulum Frangiskos Leontaridis die eigentlichen Lorbeeren eines parallel zur hochpolyphonen westlichen Renaissancemusik entstehenden nachbyzantinischen Stils im (noch lange) ottomanisch dominierten Griechenland. Fast völlig im Dunkeln tappen Musikforscher unter den Vorzeichen der römischen westlichen Kirche schließlich, was das „griechische“ 17. Jahrhundert betrifft.

„Wiedergeboren“ wurde, wenn man so will, der genannte Meister des 15. Jahrhunderts schließlich in Panagiotes. Er soll von 1655 bis 1682 als Erster Sänger und Kantor an der Ökumenischen Patriarchatskirche von Konstantinopel gewirkt haben und wie sein Amtsvorgänger Theophanes Karykes den byzantinischen Psalmengesang auf neue Weise wiederbelebt haben. In dieser Zeit hatte sich übrigens, berücksichtigt man die schriftliche Überlieferung der Gesänge, die neuere kukuzelische Notation gegenüber der alten mittelbyzantinischen, die seit dem 12. Jahrhundert gepflegt worden war, längst durchgesetzt.

Bei Panagiotes‘ Hauptwerk handelt es sich zunächst um eine Rekonstruktion auf der Basis der Beschreibungen von Manuel Chrysaphes, und zwar des so genannten im Mittelalter kursierenden Sticherarion, einem Morgen- und Abendhymnus nach traditionell byzantinischem Muster. Ebenso holte der Experte das Anastasimatarion, eine ursprünglich einfach gestrickte Psalmodie des in den acht Kirchentönen der orthodoxen Überlieferung abgefassten Hymnenzyklus‘ Oktoechos, „acht Echos“ im Sinne von Melodien, aus der „Versenkung“. Damit wird deutlich, warum man Panagiotes als den „Neuen Chrysaphes“ feierte. Auf ihn geht auch die Papadiké, eine Einführung in die Gesangskunst der Psalter zurück. Gerade für das 17. Jahrhundert ist der Einfluss auf die osmanische Musik der Zeit festzustellen.

Schon an der Schwelle zum 18. Jahrhundert stand nach dem Priester Balasios und Bischof Germanos von Néa Pátra als Vermittler griechisch-orthodoxer Kirchenmusik Petros Bereketis, der von dem Mönch Damianos im Vatopedikloster in der kirchenmusikalischen Komposition unterwiesen worden war. Für jegliche Festanlässe des Orthodoxen Kirchenjahrs schrieb er eine wahre „Litanei“ an Hymnen. Als Dozent für byzantinische geistliche Musik gab er sein Wissen auf dem Heiligen Berg Athos in Konstantinopel weiter.

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