Kopenhagen: Frühes Zentrum musikalischer Professionalität

Das Ideal eines Renaissancefürsten bestand bekanntlich in der Repräsentation, dem auch die Künste untergeordnet waren. Vor seinem Tod 1588 gab der dänische König Frederik II. einen Teil dieser Verpflichtung, nämlich die modernste Musik an den dänischen Hof zu bringen, an seinen Sohn, den Thronfolger Christian IV., weiter. Aus diesem Grunde engagierte dieser im Laufe seiner Regierungszeit italienische, englische, niederländische und deutsche Komponisten, für deren Ausbildung und Beschäftigung er in großzügiger Weise Sorge trug. Doch fühlten sich diese wohl auch persönlich vom Hof in Kopenhagen angezogen.

Die Alabasterbüste des dänischen Renaissancekönigs Frederik II. ist heute im Historischen Museum von Lund (Schweden) zu sehen (ca. 1577, Orf3us, GNU Free Doc. Lic.).
Die Alabasterbüste des dänischen Renaissancekönigs Frederik II. ist heute im Historischen Museum von Lund (Schweden) zu sehen (ca. 1577, Orf3us, GNU Free Doc. Lic.).

Für die Pflege einer gewissen musikalischen Kompetenz der landesfürstlichen Umgebung gab es in Nordeuropa über den Anspruch der Modernität und bloßen Repräsentation hinaus sowohl politische als auch diplomatische Gründe. Überdies sind am Hof angestellte Musiker und Komponisten auch als persönliche Musiklehrer für die Kinder in königlichen und adligen Häusern bezeugt. Ähnliches wie für den Hof galt auch für die Städte, die Musiker aus anderen Ländern anwarben, selbst wenn diese bis ins 16. Jahrhundert noch deutlich von den durchziehenden Spielleuten und Straßensängern geprägt waren.

Nachdem die Königliche Kapelle von Christian I. 1448 als Trompeterkorps gegründet worden war, kamen später Streicher, Cembalospieler und Organisten hinzu, deren Ensemble 1620 um Flötisten und andere Holzbläser erweitert wurde. Die Blütezeit der Kapelle reichte nach der ersten Hochperiode unter Frederik II. von 1559 bis 1588 im 17. Jahrhundert unter Christian IV. etwa bis 1648. Das größte Verdienst des Thronfolgers kann darin gesehen werden, dass er junge dänische Talente auf Studienreisen in erster Linie nach Italien schickte, wo die Kunst nach gängiger Auffassung am weitesten entwickelt war. Für Kammermusik und weltliche Vokalmusik sorgten überwiegend die geladenen englischen Komponisten William Brade und John Dowland: Brade führte die Tanzsuite in Skandinavien überhaupt erst ein, Dowland gab von 1598 bis 1606 während seiner dänischen Jahre Madrigalkompositionen in drei Sammlungen heraus.

Neben Mogens Pedersøn schickte der König auch die Hofmusiker Hans Brachrogge, Hans Nielsen und deren mutmaßlichen Lehrer Melchior Borchgrevinck zu weiterer Ausbildung nach Venedig. Diderik Buxtehude, der selbst in Helsingør geboren worden war, trat in Dänemark in Erscheinung, indem er das Organistenamt dort von seinem Vater übernahm und diese Stellung von 1657 an für mehr als drei Jahre bekleidete. Am Hof Christian IV. waren gegen Mitte des 17. Jahrhunderts die namhaften ausländischen Komponisten Kaspar Förster, Mathias Weckmann und Gabriel Voigtländer tätig.

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