Aus einem Heurigengarten

Insbesondere mit einer Posse, die seine Fähigkeit über sich selbst zu schmunzeln zeigte, gewann der Leiter einer buntgewürfelten Truppe aus professionellen Musikern und Sängern unter dem Motto Wien bleibt Wien, am Sonntagnachmittag das gesamte Publikum in Erfurts Alter Oper für sich.

Ein typisches Weinlokal in Wien-Grinzing am Stadtrand, in dem der Gastgarten zur Verkostung des Heurigen offensteht (Uwe Gehrig, 2.9.2009, Deutsche Fotothek, CC-Liz.). In "Wien bleibt Wien" stand eine solche Szenerie im Mittelpunkt des zweiten Konzertteils.
Ein typisches Weinlokal in Wien-Grinzing am Stadtrand, in dem der Gastgarten zur Verkostung des Heurigen offensteht (Uwe Gehrig, 2.9.2009, Deutsche Fotothek, CC-Liz.). In „Wien bleibt Wien“ stand eine solche Szenerie im Mittelpunkt des zweiten Konzertteils.

Die spezifische Wiener Charaktertypologie des Dirigenten – in persona: Heinz Hellbeck – erhöhte nämlich den Heiterkeitspegel nach der Pause deutlich. Vorgeführt wurde am Beispiel der schönen blauen Donau neben dem Typus des professoralen Detailbesessenen, dessen Musiker streng nach Metronom und Takteinheit funktionieren, der Phlegmatiker, dem die Krawatte aus dem Frack hängt und der wegen des bevorstehenden Skatabends das Programm nach der Pause ins Hudeln gerät und die letzte Symphonie in atemberaubendem Tempo durchspielt. Auch der eitle, auf Applaus wartende Dirigent bekam hier sein „Fett weg“.

Hinsichtlich der sängerischen Kunstfertigkeit hob sich im Potpourri der Liebesarien, Sketche und Ansagen die Stimme eines jungen Tenors hervor, der mit seinem großen Volumen und romantisch-perfektem Vibrato leider nur wenige, dafür aber sehr überzeugende Auftritte hatte. Von derselben Klasse waren (von einer Ausnahme abgesehen) die Sopranistinnen, die nicht nur das Repertoire aus dem gemütlichen Heurigengarten geschmeidig, einfühlsam und stimmig deklamierten, sondern auch tänzerisches Geschick an den Tag legten.

Die 'Csardasfürstin' durfte im Programm des Sonntagnachmittags auch nicht fehlen (H.-P. Mederer).
Die ‚Csárdásfürstin‘ durfte im tänzerischen Programmteil des Sonntagnachmittags auch nicht fehlen. Immer noch selten zu hören wie hier ist eine Frau am Schlagwerk (H.-P. Mederer, 23.10.2016).

In dem an unterhaltender Abwechslung reichen Programm hätten außer den allseits bekannten Ohrwürmern sicher mehr Märsche, Walzer oder Polkas aus dem Werk von Johann Strauss II. ihren Platz finden können, doch wurde im ersten Teil die mit teils harmlosem, teils derbem Spaß garnierte Wienerische Auslese durch eine temperamentvollere Einlage aus dem ungarischen Portfolio bereichert.


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