Mit Ironie fein gespickte Sprechszenen und in seligem Dur ausschwingende Ball(ett)nummern kontrastieren im Land des Lächelns mit gefühlsinnigen Duetten wie Soloarien eher tragischen Zuschnitts. Insofern handelt es sich in Wirklichkeit um eine Mischform des Musiktheaters, nicht etwa um die in allen Programmen so ausgewiesene typische Wiener Operette. Dem hohen Anspruch des Librettos und damit auch der Partitur wurde Guy Montavons Inszenierung aus dem Vorjahr in Verbindung mit der Hong Kong Opera, dem Philharmonischen Orchester Erfurt und Peter Leipold als Gastdirigenten auch am 25. September 2016 voll gerecht und so ist auch den weiteren drei Vorstellungen der Saison derselbe Erfolg zu wünschen.

Die Gründe für den Mischcharakter des Werks liegen auf der Hand: Franz Lehár gelang die Uraufführung als Komische Oper 1923 im Theater an der Wien. Erst sechs Jahre später ging sie mit geändertem Text in einer neuen Fassung als dreiaktige Romantische Operette im Berliner Metropol-Theater an die Öffentlichkeit. Der umgekehrte Fall lag übrigens im Falle von Frasquita vor: 1922 zunächst als Operette deklariert avancierte diese 1933 in Paris zur Opéra comique. Es ist offensichtlich, dass Lehár in späteren Jahren zu weniger leichten, eher hochliterarischen Sujets und Vorlagen neigte. Davon zeugt auch das auf Goethes „Liebesaffäre“ anspielende historiographische Singspiel Friederike von 1928.

Peter Leipold, dem Mitbegründer des Ensembles Galina, gelang es, die Sphären der (Komischen) Oper und der Operette zusammenzuführen – und durch die Zäsuren gleichzeitig ihre partielle Selbstständigkeit bewusst zu halten. Prägnant, aber mit einer gewissen noblen Zurückhaltung, die auch den fernöstlichen Elementen der Partitur entsprechenden Raum verschaffte, aber auch mit einer dynamischen Zuspitzung in den Repräsentationsszenen am chinesischen Prinzenhof leitete der fortlaufend am Theater Erfurt verpflichtete Stuttgarter Pianist und Komponist durch den Abend. Der charakteristische seidig-sonore Streicherklang erwies sich gerade in der Ouvertüre als sehr angemessen, doch auch die lauteren Töne liegen dem Orchester.

Der Umstand, dass in dieser „Operette“, die die Fremdheit zwischen westlichen und östlichen Kulturen eher vertieft vorführt als diese versöhnt, die chinesische Seite moralisch am kürzeren Hebel zu sitzen scheint, tut den gemeinsamen menschlichen Werten der Protagonisten keinen Abbruch. Denn letztlich ist es diese Einsicht, die den Prinzen dazu bewegt, Lisa Lichtenfels und dem verliebten Graf Gustav Pottenstein, der ihr nachgereist ist, wieder freizugeben. in ihrer schauspielerischen Leistung überzeugte vor allem SuJin Bae, die Mi, die Schwester des Prinzen verkörperte, mit Bassgewalt Gregor Loebel als Onkel Tschang. Sowohl die litauische Sopranistin Jamanté Šležaite als auch der brillante koreanische Tenor Won Whi Choi in der Rolle Sou-Chongs brillierten in gesanglicher Hinsicht.
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