Auf dem Festival The NOW now in Sydney Ende Januar 2016 wurde den neuesten Entwicklungen in der audiovisuellen Performance Art des fünften Kontinents (und daneben dem Jazz) Rechnung getragen. Zu den Musikbeiträgen zählte eine elektronische Komposition von Michaela Davies, die seit drei Jahren mit ihren progressiven Projekten für Kulturschlagzeilen sorgt. Um einen Eindruck zu geben: Am 6. August 2015 erprobte sie in Sydneys Location The Basement anlässlich des Programms von Pianist Mike Nock und dem Perkussionisten Laurence Pike am Kontrabass, wie der mit einer Partitur (selbst auferlegte) Zwang einmal den Spieler einschränkt und gleichzeitig die Muskulatur stimuliert, andererseits Erfahrungen vermittelt, die die Grenzen der eigenen Vorstellungskraft übersteigen.

Die 2005 graduierte Psychologin Michaela Davies beschäftigt sich innerhalb ihres kompositiorischen Schaffens an sich gerne mit Extremerfahrungen. Ihrer Aufführung von While Rome Burns (2012) mit einem Streichquartett, das hier im wörtlichen Sinne als Involuntary Orchestra in Erscheinung tritt, liegen die auf seismischen Bewegungen beruhenden elektrischen Stimuli durch die Muskulatur von Tanzenden zugrunde. Die Musik der Spielenden wird durch solche in Töne verwandelte „Ausschläge“ beeinflusst, die so wie von außen bewegte „Puppen“ reagieren. Experimente wie diese verdeutlichen prinzipiell Manipulationen, denen sowohl Künstler als auch Menschen im allgemeinen ausgesetzt sind. Dasselbe gilt im Falle der Goldfish variations für zwei Ausführende (2014): In dieser öffentlichen Performance, die im Rahmen des Konzerts After Julia stattfand, werden die von beiden Musikern produzierten Klänge durch die Bewegungen eines Goldfischs im Wasser gesteuert.

Das Event Pretty Gritty #1: strings and things im Februar 2012 rückte die Komponistin Michaela Davies mit ihren irritierenden, aufrüttelnden und bisweilen schockierenden, Un(ter)bewusstes bewusst machenden Projekten ebenso ins Rampenlicht wie dies auch ihre Installation Down down Baby tat. Sie experimentiert hier mit der klanglichen Wirkung eines (früh)kindlichen Klatschreims auf beide Geschlechter aus der Perspektive weiblicher Erfahrung; sie wurde auf der Musify+Gamify Exhibition im Mai 2015 gezeigt. Im Sommer letztes Jahres konnten an avantgardistischer Gegenwartskunst Interessierte in Brisbane auch das unorthodoxe Zwei-Personen-Stück The Yawning Room („Der Gähnraum“) miterleben. Und erst vor kurzem, am 15. Juni 2016, ließ sich das Australian Art Quartet in Sydneys Yellow House Gallery mit Davies‘ aktuellen Shocking Cliches hören.
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