Die Regionen um Porto Alegre, Curitiba und São Paulo und das Küstenland vor den Städten hatten es ihr besonders angetan: Jahrelang erforschte die Publizistin und Pianistin Kilza Setti nach den Anfängen und der Weiterentwicklung der dort indigenen Musik. Zu dieser Zeit hatte sie längst ein weiteres (absolviertes) Studium bei Camargo Guarnieri in São Paulo hinter sich gelassen und in Folge unter anderem drei Orchesterwerke komponiert: Toada 1958, drei Jahre später eine Suíte für Streichorchester, Piccolo, Flöte und Klarinette sowie 1966 die Suite Folgança, wobei dieser Titel soviel wie „Entspannung“ bedeutet und der italienischen „leggerezza“ nahekommt.

Einen wesentlich größeren Raum nehmen in Settis bisherigem Gesamtoeuvre jedoch poetische Lieder mit Klavierbegleitung ein, daneben Chorwerke a cappella sowie mit Schlagwerk und etliche Kompositionen für Klavier allein. Daneben entstand seit 1957 Musik für Kammerensembles, unter anderem für Streichquartett und Duettformationen, außerdem 1999 Gabby Gwynne für die wenigstens in Brasilien nicht so ungewöhnliche Besetzung mit Klarinette, Gitarre, Posaune, Fagott, Afoxé, einer Art Rassel und Cuíca, einer Reibetrommel. Die seltene und behutsame Verwendung genuin indianischer Instrumente entspricht dennoch Kilza Settis zunehmend intensiverer Beschäftigung mit der Entwicklung von Folklore seit den Anfangsjahren ihrer ethnographischen Forschung.

1982 hatte sie das von der Gulbenkian-Stiftung in Lissabon unterstützte Projekt beendet und sich einen Doktorhut im Fach Sozialanthropologie erworben. Im wesentlichen galt ihr Interesse der rituellen Musik der Guarani-Mbyá, dann den Caiçara–Fischern an der brasilianischen Südostküste, die sich sowohl auf europäische als auch auf indianische Vorfahren zurückführen.

Das musikalische Tonarchiv der Timbira-Indianer wurde von Kilza Setti initiiert und seither geleitet. Sie ist Mitglied etlicher Kommissionen und Verbände wie der Academia Brasileira de Música sowie von Redaktionen rund um die ethnomusikologische Forschung; dazu gehören nicht nur brasilianische Themen, sondern auch die Beratung beim Magazin African Music, das an der südafrikanischen Rhodes University angesiedelt ist. Dennoch werden ihre Kompositionen sicherlich die Früchte wissenschaftlicher Arbeit mit ihrer relativ kurzzeitigen Aktualität überdauern.
Schreibe einen Kommentar