Auf ein Wort zum Thema Gastronomie oder Kultur bei knappen Kassen in Privathaushalten: In bestimmten Schwellenländern verzichtet man lieber auf das eine oder andere Mittagessen, um sich ein Eintrittsticket ins Stadion leisten zu können. Wie wäre es, wenn ähnliches auch einmal von einem Konzert gesagt werden könnte? Handelt es sich um eine Benefizveranstaltung im prosperierenden D-Land, ist der eine oder andere ja hin und wieder bereit, auf sein Restaurantschnitzel am Wochenende zu verzichten – und würde noch dazu etwas für seine Gesundheit tun. Appetit auf kalorienfreie Oboenkonzerte macht, dass das Rohrblattinstrument, Nachfahre des Doppel-Aulos, bis heute die ursprüngliche Klangfarbe der „Hirtenflöte“ bewahrt hat, auch wenn es manchmal mit lukullischen ländlichen, wenn nicht gar Versailler Idyllen in Verbindung gebracht wird.

Erst im Mai dieses Jahres machte unter den Solooboisten der städtischen Orchester hierzulande besonders Richard Kirchbaum auf sich aufmerksam, als er in Münster Richard Strauss‘ Evergreen-Konzert in D-Dur spielte; er gehört dem Sinfonieorchester der einst gekürten deutschen „Fahrrad-Hauptstadt“ erst seit 2012 an, ist hier aber schon mehrfach als Solist hervorgetreten.Übermorgen ist zum entspannten Einstieg ins Wochenende in der Schlosskapelle Saalfeld Svanhild Wunderlich J.S. Bachs rekonstruiertem Oboenkonzert d-Moll zu hören, die Leitung hat Enrico Casazza. Das Konzert wird einen Tag später, am Samstagabend, in der Rudolstädter Heidecksburg wiederholt.

Einer der derzeit weltweit beliebtesten Oboisten, Albrecht Mayer, spielt ebenso am 11. Juni im Schloss Oranienstein zu Diez an der Lahn im (noch zu) wenig bekannten, zwischen den Weltkriegen geschriebenen Oboenquintett von Arnold Bax die Hauptrolle. Der als Oboist längst legendäre Komponist Heinz Holliger präsentiert in der Hamburger Laeisz-Halle am 9. Oktober zur besten Sonntagvormittagszeit Elliott Carters Oboenkonzert von 1987, das eine echte Herausforderung für alle Beteiligten darstellt.

Eine momentan immerhin trendige Rarität wie Giovanni Benedetto Plattis Konzert für Oboe, Streicher und Basso continuo in g-Moll steht auf dem Programm des Freiburger Barockorchesters unter Gottfried von der Goltz, leider erst am 19. Januar 2017 im Kammermusiksaal Berlin. Am 2. und 3. Februar 2017 um 20 Uhr wird im Essener Krupp-Saal die Solistin Sandra Schumacher mit dem auf deutschen Konzertspeiseplänen selten auftauchenden Konzert für Oboe und kleines Orchester von Bohuslav Martinů zu hören sein, (mehr als nur) assistiert von den Essener Philharmonikern.
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