Einer der eigenwilligsten Meister der französischen Romantik zieht nicht erst seit heute die Aufmerksamkeit ausübender Musiker auf sich. Dabei hat das umfängliche Gesamtwerk des vom Impressionismus ungerührt gebliebenen Organisten aus den Pyrenäen beinahe mehr akademische Aufarbeitung nach sich gezogen als konzertgeeignete Notenausgaben entstanden. Beim deutschen Verleger Henle liegen bislang erst sieben Urtexteditionen von Gabriel Faurés Kammermusik mit Klavier oder für Klavier alleine vor. Demnächst erscheint hier nach der Schott-Edition mit dem 6 Stücke umfassenden Zyklus Dolly (1893-96), der trotz seiner einfachen und gleichzeitig raffinierten, für Kinder erdachten Anlage von Tanzcharakteren, nämlich Walzer und Berceuse belebt wird, ein Beitrag für das vierhändige Spiel.

Dabei war die 1. Violinsonate des in den Salons glänzenden Improvisationskünstlers 1876 von Breitkopf & Härtel in Leipzig gedruckt worden, der Komponist selbst gab J.S. Bachs sämtliche Orgelwerke – soweit sie denn während des Ersten Weltkriegs greifbar waren – 1917 bei Durant & Söhne in Paris heraus. Die Neigung zum mehr oder minder freien Spiel schlägt sich außer in den Impromptus-Komposition, die ihn fast dreißig Jahre hindurch immer wieder anzog, in den 13 Barcarolles nieder, von denen der Pariser Verleger Hamelle die ersten sechs zwischen 1886 und 1896 in sein Programm übernahm. Nach Heugel & Cie druckten Durand & Compagnons die letzten drei Barcarolles zwischen 1914 und 1921. Im Bereich der reinen Klaviermusik beschäftigten außer der noch relativ jungen Gattung des Nocturne den Kapellmeister von Sainte-Madeleine die Valse-Caprices, zwischen 1882 und 1894 bei Hamelle ediert.

Weithin populär für sein Liedschaffen wurde der Nachfolger von Jules Massenet am Pariser Konservatorium bereits nach 1879, als seine Sammlung von 20 mélodies, unter ihnen das bekannte Après un rêve erschienen. Sie dokumentieren die mittlere Schaffensphase des Komponisten, die sich durch reiche klangfarbliche Schattierungen und abrupte Wechsel, ebenso aber eine Kontraste vermeidende sanft-lyrische Melodie- und Harmonieführung auszeichnet.

In Folge kamen weitere Liedzyklen heraus, darunter fünf Lieder nach Paul Verlaine, ferner Le parfum impérissable (1897) und der Zyklus La Chanson d’Ève (1906 – 1910). Die zehn Lieder mit Klavierbegleitung wurden 1910 im Haus Heugel zu Paris gedruckt. In gut erreichbaren und hochformatigen Gebrauchsausgaben liegt aktuell vor allem die Kammermusik vor, so das Trio op. 120, die Pavane für Flöte und Gitarre, die Fantasie C-Dur für Flöte und Klavier, mehrfach die Sicilienne op. 78 für Violoncello und Klavier, darunter auch eine Edition von Cellistin Maria Kliegel persönlich, und das Quatuor op. 45.
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