Auch wenn man Larry Sitsky, dem renommierten Musikwissenschaftler und profunden Kenner Ferruccio Busonis sowie der gesamten Musikszene Australiens folgt, erscheint der 1975 geborene Matthew Shlomowitz als Hai im Goldfischaquarium. Deirdre’s Threat, sein Stück für Violine und Klavier aus dem Jahr 2000, erschien Sitsky aufgrund der speziellen zusätzlichen mikrotonalen Notation und der unkonventionellen Spielanweisungen von „reserviert“ über „leichtsinnig“ und „debil“ bis „strikt“ als schwer umsetzbar, die Gefühlsklaviatur von Wechselbädern geprägt. Musik ist in Shlomowitz‘ kompositorischer Gedankenwelt das Ergebnis ungewöhnlicher Ideen: Dies gilt nicht nur für witzige Titel wie Lecture about Bad Music (2015) für Leserstimme, Klarinette, elektrische Gitarre, Synthesizer und Violine, das als Video verfügbar ist und in Berlin am 14. März anlässlich des Festivals Märzmusik seine deutsche Erstaufführung erleben wird.

27.11.2006, myself, p.d.).
Als weiterer Wurf in Richtung Performance lässt sich die nur elfminütige Music and Actions for strings, Keyboard and conductor bezeichnen, das die kreative Werkstatt des in Adelaide aufgewachsenen Komponisten auch erst letztes Jahr verließ. In dem Auftragswerk der Niederländischen Streichergilde schlüpft der Dirigent selbst in eine ausführende (Schauspieler-)Rolle. Zuerst wurde es letztes Jahr im Juli in Utrecht mit Gijs Kramers am Pult und dem Cembalisten Arend Grosfeld vor Publikum gespielt. Eine gewisse Neigung Shlomowitz‘ zum Minimalismus in früheren Jahren ist unverkennbar: Ein siebenminütiger Slow Hand Clap für zwei Perkussionisten von 2006 zählt hierzu ebenso wie Slow Flipping Harmony für das Ensemble Offspring oder der ein Jahr zuvor entstandene Free Square Jazz für zwei Flöten, Elektrogitarre, Kontrabass und Schlagzeug, der von Champ D’Action aufgeführt wurde.

Etwas milder beurteilte der Grandseigneur der australischen Musik Larry Sitsky die frühe Komposition Remembering Beginning (1998) für Flöte und Klavier, obgleich hier die schwierige Realisation von Vierteltonintervallen auf dem Blasinstrument zu Recht die Spielinstruktion „klaustrophobisch, ängstlich“ erforderlich machte und das Werk als ganzes nach Meinung des Musikwissenschaftlers zu einer vulgären offensiven Klangerzeugung tendiert. Gespannt darf man sein auf eine neue Oper – nach Electric Dreams 2015 – von Matthew Shlomowitz, der derzeit als Kompositionsprofessor an der britischen University of Southampton lehrt. Sie soll zum Zweck der Uraufführung beim Grazer Musikprotokoll-Festival 2017 vom Stapel laufen.
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