Da der Karibikstaat Belize im Westen direkt an Mexiko und Guatemala angrenzt, verwundert es nicht, dass sich die heutigen Bewohner genealogisch zum Teil auf die Maya zurückführen können. Neben der Mehrheit der Mestizen stellen die Nachfahren afrikanischer Sklaven, Garifunas oder Garinagus genannt, die einst von den Kleinen Antillen kamen, einen größeren Teil der Bevölkerung. Ihr spezifischer Musikstil eroberte die Inselkultur rasch. Es handelt sich dabei um chorische Gesänge, die nur von Schlagwerk, insbesondere Trommeln begleitet werden. Ihre Popularität hängt auch damit zusammen, dass sie in der Regel Musik zu Rundtänzen im Zweier- oder Dreierrhythmus darstellen. Um ein stetig weiter entwickeltes Instrument, das hier zum Einsatz kommt, handelt es sich bei einer Handrassel aus dem ursprünglich afrikanischen Flaschenkürbis, der Sisera.

Auf dieser Basis und in der Tradition eines alten Fruchtbarkeitstanzes entstand in den 1970er Jahren unter anderem der Punta Rock. Das moderne, um elektronische Instrumente ergänzte Genre repräsentiert etwa der Kunstmaler und Musiker Delvin Cayetano (bekannt unter dem Künstlernamen „Pen“), der 1954 in Dangriga geboren wurde und zwischenzeitlich in Rheinland-Pfalz lebte. Neben seinen impressionistischen Porträts der lebensfrohen Garifuna-Kultur arbeitete er zusammen mit seiner Turtle Shell Band beharrlich an seiner Musik und trat mit ihr in Zentralamerika ebenso wie in den USA auf. 2003 erhielt er für seine Bemühungen um die nationale Kultur den Award for Creation and Master of Punta Rock des Staates Belize. Die Verbindung der Garifuna-Musik mit Jazz und Rock’n’Roll war auch das Anliegen des Musikers Andy Palacio.

Schildkrötenpanzer spielen übrigens als Schlaginstrumente auch eine Rolle in einer besonderen weiteren – mit lateinamerikanischer Musik vermischten – Variante, nämlich dem Paranda, in dem sich zum „schwarz“ geprägten Ensemble aus Gitarre, Gesang und Perkussion kubanische Klänge und Elemente des amerikanischen Blues gesellen. Ein jüngerer Repräsentant dieses Stils ist der Politiker Aurelio Martinez aus Honduras. Im Westen und Norden Belizes setzte sich die Musik der mestizischen Marimba-Ensembles durch.

Dazu kommen die Anfang des 20. Jahrhunderts bereits populären Marching Bands mit ihren zahlreichen Blechbläsern, die auch im benachbarten Mexiko beliebt sind und gerne bei Festen aller Art, Hochzeiten und während der Ferienwochen gehört werden. Als typisch kreolische Erscheinung gilt der Brukdown, eine Mixtur aus der traditionellen Holzfällermusik Buru und Soca- oder Calypso-Klängen. Nur am Rande sei bemerkt, dass sich aufgrund der Commonwealth-Zugehörigkeit in Belize auch europäische Musik, vermittelt durch die britischen Kolonialherren, verbreitete: Sowohl schottische Tänze als auch die Quadrille, Walzer oder Polka konnten sich hier etablieren.
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