In der Hamburger Laeisz-Halle macht derzeit einer der bekanntesten Komponisten der Elbstadt, Georg Philipp Telemann, wieder mehr von sich reden: Am heutigen Abend ist im Rahmen der Konzerte der engagierten Telemann-Gesellschaft dort um 20 Uhr sein Concerto e-Moll für Blockflöte, Traversflöte, Streicher und Basso continuo unter Leitung des ersten Violinisten des Ensembles Matheus, Jean-Christophe Spinosi, zu hören.

Die Fantasie für Cembalo TWV 33/7 mit Andreas Staier als Solisten ebenso wie die Ouverture burlesque d-Moll „Der getreue Music-Meister“ werden am Sonntag um 11 Uhr in Koppelung mit beliebten Werken von weiteren Hamburger Honoratioren, nämlich C.Ph.E. Bach, Gustav Mahler, Györgyi Ligeti und Peter Ruzicka auch Besuchern von auswärts nahegebracht. Der frischgebackene Stadtbürger Kent Nagano leitet an diesem Vormittag die Philharmoniker und wird mit demselben Programm auch am Montag, den 28. September um 20 Uhr ans Pult treten. Am 12. Dezember um 16 Uhr ist die Fantasie Nr. 7 D-Dur mit Aslihan And an der Querflöte unter dem Motto der Teatime Classics im Brahms-Foyer der Laeisz-Halle zu hören.

Im Jahr 1721 traf der städtische Musikdirektor der Stadt Frankfurt am Main in Hamburg ein, wo er sogleich einen der angesehensten und hochdotiertesten Musikerposten im deutschsprachigen Raum einnahm: Die Kantorei der Johanneskirche und das gesamte weltliche Musikleben der Metropole unterstanden ihm nunmehr. Kurz danach halste er sich noch die Leitung der Oper auf und begann Konzerte für die betuchte Oberschicht zu veranstalten. Der Ruhm hatte also seinen Preis und brachte in Öffentlichkeit und Kirche bündelweise Arbeit mit sich: Nicht zuletzt durch den Einsatz für St. Johannes wurde Telemann (endgültig) zum produktivsten Kantatenkomponisten des 18. Jahrhunderts – wenn nicht der Barockzeit im ganzen. Zwischenzeitlich gönnte er sich einmal eine Auszeit von Elbe und Alster und verbrachte acht Monate in Paris.

Telemanns Musik hatte aber nicht nur glanzvolle, pompöse und für eine große Öffentlichkeit bestimmte Effektabsichten: Es gibt einerseits auch eine lieblich-verträumte Seite, die in Werken wie dem Cembalostück Amoroso, im Duett Zögre nicht geliebtes Leben, in einer kammermusikalischen Pastourelle, in den Nouveaux Quatuors, den zahllosen Menuetten oder in seinen zahlreichen Flötensonaten ihren Ausdruck fand.
Zum anderen widmete er sich bekanntlich dem am Hafen, in Elb- und Meeresnähe natürlich hoch angesehenen Stand der Kapitäne zur See – welche nicht selten im nobleren Blankenese residierten: Zu den Serenaden, die um 1700 ja auch vor den Privathäusern der zu Ehrenden stattfanden, gehört seine Hamburger Admiralitätsmusik von 1723 anlässlich des hundertährigen Bestehens dieses Berufsstandes. Die in ihrer Art eher rare weltliche Kantate mit den zahlreichen suitenhaften Instrumentalsätzen liegt in einer Einspielung des Bremer Barockorchesters unter Wolfgang Helbich beim Label cpo vor.

Beim Marsch für Kapitän Weber handelt es sich um ein Cembalostück, das möglicherweise in dessen eigenem Haus, jedenfalls in einem überschaubaren Innenraum erklang. Die Serenade Hamburg steht und blüht im Segen komponierte der einstige Magdeburger Kantorenschüler anlässlich eines Staatsbanketts im Jahr 1724 und auch das Hoch auf die hansestädtischen Bürgermeister wurde wenigstens dreimal – nämlich 1725, 1735 und 1753 – von Telemann durch eigene musikalische Beiträge angestimmt. Dass er sicher nicht zu Unrecht in Sachen Beteiligungsansprüche für gedruckte Programmhefte in der Hansestadt streitbar auftrat, stört den Höreindruck auch dieser Repräsentationsständchen nicht …
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