Ihre Unabhängigkeit von Neuseeland erlangten die samoanischen Inseln in Polynesien erst vor 53 Jahren. Geopolitisch betrachtet handelt es sich allerdings nur um Westsamoa, während ja der östliche Teil bis heute ein Außengebiet der USA darstellt. Typisch für die indigene folkloristische Musikkultur auf Samoa sind die hölzernen Schlaginstrumente Lali und Pate. Bei letzterer handelt es sich um eine Schlitztrommel. Sie wurde zuvor auf Tuvalu und anderen pazifischen Inseln zur rhythmischen Begleitung von Steh- oder Sitztänzen verwendet. Die zwei Meter langen Lali, die entweder händisch oder mit Stöckchen geschlagen werden, nutzte man früher in den Dörfern auch wie Kirchenglocken als Signalgeber für Uhrzeiten, etwa um Gläubige zum Gottesdienst zu rufen. Im Theologischen Seminar von Piula auf der Insel Upolu sind sie heute noch in Gebrauch.

In der Regel wurden diese charakteristischen Perkussionsinstrumente im Alltag und beim Tanz verwendet, doch gab es größere Exemplare der Lali auch, wenn zum Krieg gegen andere Stämme oder zur Selbstverteidigung getrommelt wurde. Der Sitztanz ma’ulu’ulu wird heute teils auch im Stehen aufgeführt, wobei er klanglich eigentlich aus einem Poesievortrag besteht, der nur durch Melodie-, Harmonie- und Rhythmusgebung und Bewegung unterstützt wird. Daneben kennen die Samoer auch den ebenfalls im Sitzen zelebrierten schnellen sasa, bei dem diverse Schlitz- und Felltrommeln zum Einsatz kommen können. Der fa’atau-pati repräsentiert einen Stehtanz ohne Instrumente, zu dem die Tänzer auf sich selbst trommeln, weshalb scherzhaft auch vom „Mosquitotanz“ gesprochen wird.

Als größter Event gilt der immer an einem Abend stattfindende siva Samoa – ein freier Tanzstil, in dem sich die soziale Hierarchie der Stämme abbildet: Chef und Sprecher eines Clans demonstrieren darin ihre jeweilige Rolle. Gibt sich der erstere selbstbeherrscht, zeichnet sich der andere durch seine aggressive Energie und unvorhersehbare Handlungen aus. So sind zwei völlig kontroverse Tanztypen gleichzeitig zu erleben und sorgen für desto mehr Applaus und Zurufe je mehr sie beide an ihre gegensätzlichen Ausdrucksgrenzen zwischen majestätischer Disziplin und lautstarker Rohheit gehen.

Wer auf Tonträger die traditionelle samoanische Klangwelt nach- oder (im Hinblick auf eine mögliche Urlaubsreise) vorauserleben will, findet ein reich diversifiziertes Programm mit verschiedenen Interpreten auf der Kompilation Music from Western Samoa, bei Folkways Records 2009 erschienen (B00242VZYM), als auch auf der von Allegro Corporation 2004 herausgegebenen CD Samoa mit teils originalsprachigen Liedtiteln im Rahmen der Serie Colours of the World (B00001ZT0W). Selbstverständlich hat ebenso die Rock-, Pop- und Jazzszene in West-Samoa etliche Blüten getrieben, auch Chöre und Blechbläser sind häufiger zu hören, während lediglich die Komposition klassischer und avantgardistischer Musik bislang unterrepräsentiert blieb.
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