Zwei Festivals intereuropäischer wie internationaler Ausrichtung brachten an diesem Wochenende schillernde Klangfarben in die Landesmitte. Nicht nur insofern standen die Konzerte bei hoher Teilnehmerzahl unter einem glücklichen Stern, sondern auch, weil es trocken blieb und am Samstag beinahe durchwegs die Sonne schien, die Organisatoren rund um die Uhr im Einsatz waren. Seit dem späten Sonnabendnachmittag war insbesondere in der Rosenstraße der Bachstadt Arnstadt unter dem Motto Künste in Haus und Hof überall Musik zu hören und herrschte Ausgelassenheit. Drei Aufführungen waren – über die Stadt verteilt – auch dem gesprochenen Wort gewidmet, etwa Stefan Schwarz‘ von Ironie und Humor geprägte Lesungen zu drei verschiedenen Zeiten – in der Himmelfahrtskirche statt im Bürgersaal.

Dank einer strategisch geschickten Planung, nämlich im Takt von zu drei bis vier Uhrzeiten beginnenden Aufführungen, konnten die Gäste ohne lange Wartepausen ein ständig abwechselnedes Programm erleben: Es war zu wählen zwischen französischen Musikklassikern in einer Bandbreite von Edith Piaf bis Serge Gainsbourg mit der aus der französischen Hauptstadt angereisten Band Paris La Nuit, karibischen Klängen mit der italienischen Sängerin Floriana di Luca, dem Duo La Corda mit Katsia Prakopchyk an der Mandoline, der Geigerin und Sängerin Linda Trillhaase oder dem genialen Drummer Javier Chernicoff und dem versierten Pianisten Stefan Kling mit lateinamerikanischen Klängen, unter anderem vom Großmeister des Tango, Astor Piazzolla selbst.
In allen Gassen jeglicher romanischer Liedkunst und Popmusik zu Hause ist die Band Janina, nicht alleine wegen der beweglichen Stimme von Floriana di Luca zwischen Opern-Belcanto und Chanson, sondern auch dank der perfekten Spieltechnik und Einstimmungsfähigkeit von Jürgen Lesker oder Ralf Franke an den Saiteninstrumenten und der originär karibischen Steelpan. Eigene Nummern stammen aus der Feder von Jürgen Lesker selbst, bekannt als Kombattant der Acoustic Groove Band, die schon den Preis der Deutschen Phono Akademie gewonnen hatte.

Unter der Leitung von Sängerin Ina Karian brachte die Truppe Paris la Nuit Luft von der Seine in Arnstadts sommerliches Ambiente; Steven Pfeffer lieferte auf der Stahlsaitengitarre wandlungsfähige Begleitung ebenso wie Manuel Beutke am Schlagzeug und Viviane Arnoux virtuos mit dem Akkordeon. Im Laufe des Abends spielte das Quartett mehr und mehr eigene Kompositionen, die stilistisch von der Musik der Zigeuner beeinflusst sind. Eine Besonderheit war der am Rande des Konzerts aufgestellte Illumat, eine menschlich-interaktive Zeichenmaschine, die persönliche Wünsche in individuelle Bilder verwandelt. Das Eisenacher Latin-Duo Kling & Chernicoff bot eine sehr eigene Mischung aus Jazz, Candombe aus Uruguay, Musik aus Brasilien und Afrokubanisches mit einem gehörigen Schuss Improvisation.
Zum Abschluss des diesjährigen Internationalen Erfurter Folklorefestivals Danetzare wurden noch einmal alle Register gezogen: Auf dem Petersberg traten den ganzen Nachmittag noch einmal alle Tanzformationen – die bereits die Tage zuvor in der Stadt zu sehen waren – in buntem Wechsel auf. Den größten Beifall holten dabei die äußerst farbenfroh inszenierte Show von Volyniynochka aus der wolhynischen Stadt Luzk in der Ukraine und die für europäische Ohren ungewohnten Klänge indonesischer religiöser Musik der Tänzerinnen der Sma Negeri 68 Group aus einer besonderen Schule in Jakarta. Für viel Applaus sorgte der Idaho Rocky Mountain Express mit seiner flotten vom Cajun beeinflussten Tanzmusik aus den Mississsippi- und Missouri-Regionen. Ostasien war außerdem durch eine Formation aus Taipeh mit ihren besonderen Instrumenten vertreten; für exotische Klänge aus Europa sorgten Musiker und Tänzer aus Georgien (letztere insbesondere mit einem Säbeltanz) und dem rumänischen Siebenbürgen.
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