Ohne vorschnell das Gerücht von der erhöhten Kuhmilchproduktion dank Mozarts Sinfonien bestätigen zu wollen oder jegliche Thesen von Tiertherapeuten: Die nun auch schon fünfzehn Jahre alten Auswertungen Regina Sonnenschmidts, wonach bewegte und langsame Musik antreibende oder entspannende Effekte auf unsere Haustiere haben kann, erscheint weitgehend plausibel, wenn auch natürlich – nach intensivierter empirischer Forschung – heute wenig differenziert. Insbesondere „resonierende“ Papageienvögel sprechen auf Musik in ihrer Umgebung an und zeigen – weil die gezwitscherte Kommunikation zwischen ihnen eine so große Rolle spielt – logischerweise differenzierte Reaktionen. In Terrarien gefangene Laubfrösche scheinen auf verschiedene Musikarten hingegen kaum anzusprechen – oder quaken prinzipiell laut, weil eine bestimmte Frequenz dazu animiert, die „ihren Nerv“ trifft …

Nicht grundlos wird von „Katzenmusik“ gesprochen und es scheint so, als würden diese Haustiere auf Musik für Menschen nicht (unterschiedlich) reagieren wie Charles Snowdon und Megan Savage an der University of Wisconsin ermittelten. Indes gibt sich die Forschung hier mit Hilfe von Komponisten Mühe, Musik extra zum Zweck des Reaktionstests speziell für die Tiere mittels artnaher Klänge herzustellen, die sie durchaus bewegt: David Teie hat an der Universität von Maryland Musik entwickelt, auf die Katzen verschieden ansprechen. Seine Stücke Cozmo’s Air, Rusty’s Ballad und Spook’s Ditty zeigen weit auseinanderliegende Ausdruckqualitäten, damit möglichst klare Testergebnisse erzielt werden konnten.
Beim ersten Stück erklingen quasi im Sinne eines minimalistischen Basso continuo oder kontinuierlich repetierter Alberti-Bässe Begleitstimmen, die den Lauten von aus Teichen quarrenden Fröschen ähneln. In Rusty’s Ballad werden Katzen durch ihnen bekannte metronomisch gleichmäßige Schläge wie aus Standuhrenkästen mit der Absicht der Entspannung stimuliert. Tiefe langgezogene Cello- oder auch Fagottklänge können behagliches Schnurren imitieren. Andere Experimente mit eigens für Tamarin-Affen gebastelte Musikstücke führten beim Vorspielen zu sehr emotionalen Reaktionen seitens der Tiere.

Bekanntlich veranlasst im mittleren dynamischen Bereich eingestellte Musik an bestimmten Stellen Hunde zum Heulen, das ebenso wie bei den Singvögeln im Sinne von Kommunikation innerhalb des (wölfischen) Clans verstanden werden kann. Das EMI-Symbol His Master’s Voice illustrierte schon in der Grammophonzeit diesen Sachverhalt. Eine bestimmte Frequenzstufe löst die Reaktion aus. Es ist auch versucht worden, bei Hunden ohne, mit mangelnder oder schlechter Erziehung in Tierheimen positive Gefühle durch Musik zu wecken, wobei die musiktherapeutische Forschung dazu noch in den Kinderschuhen steckt. Umgekehrt betrachtet wirken sich (nicht nur) künstlich hergestellte Natur- und Tiergeräusche beim Menschen überwiegend positiv als „Glücksquellen“ aus, da auf deren Basis ja Musik überhaupt erst entstanden ist. Die teils kaum bearbeiteten Instrumente der traditionellen Musik von Aborigines und Maori, unter anderem Idiophone, zeugen bis heute vom ursprünglichen imitativ-kommunikativen Zweck ihres Gebrauchs zur Warnung von Artgenossen oder Übermittlung anderer Informationen, der sich von denen vieler Tierarten nicht unterscheidet: Man denke in unseren Breitengraden nur an die Knochenflöten der Steinzeitjäger.

Eine kritische Lektüre lohnt sich bei folgender Literatur zum Thema:
Charles T. Snowdon u.a.: Cats Prefer Species-Appropriate Music. In: Applied Animal Behaviour Science. 19. Februar 2015.
Regina Sonnenschmidt: Farb- und Musiktherapie für Tiere. Leitfaden für die tägliche Praxis. Stuttgart 2000.
Bernie Krause: Das große Orchester der Tiere. Vom Ursprung der Musik in der Natur. München 2013.
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