Während ihrer aktiven Zeit als Hochschullehrer blieben manche bedeutenden Komponisten eher ihrer theoretischen Werke wegen im Gedächtnis. So erging es auch dem australischen Pianisten Ernest Hutcheson (1871 – 1951), dessen Elements of Piano Technique, The Literature of the Piano und Elektra: A Guide to the Opera nachhaltiger wirkten als das Konzert für zwei Klaviere, seine Symphonie oder ein Violinkonzert. Dabei liest sich sein Berufsleben ganz als Bilderbuchkarriere: Vom Leiter der Klavierabteilung an der Juilliard School of Music in New York, wo er seit 1914 lebte, avancierte Hutcheson 1927 zum Dean und zehn Jahre später zum Präsidenten der renommierten Institution.

Die Wiege des hochbegabten Sohns eines Schmiedes schaukelte – wie diejenige zahlreicher australischer Künstler, die später prominent wurden – in Melbourne. Nach seiner Zeit am Leipziger Konservatorium bei Carl Reinecke und Salomon Jadassohn, deren Ausbildung noch zum Ende des 19. Jahrhunderts als Maßstab galt, studierte er von 1890 an bei dem Lisztschüler Bernhard Stavenhagen in Weimar, wo er die Baronin Senfft von Pilsach heiratete, mit der er anschließend nach London umzog. Bei einem Besuch in Berlin lernte er Ferruccio Busoni und seinen polnischen Kollegen Ignacy Jan Paderewski kennen, bevor er die Chance wahrnahm, in Baltimore weiter zu unterrichten. Zwölf lange Jahre, von 1900 an, lehrte er am Peabody Institute und übernahm schon 1911 eine Stelle an der Musikschule von Lake Chautauqua.

Den versierten Musiker und praxisorientierten Theoretiker hinderte sein Engagement aber nicht daran, auch seine Laufbahn als Pianist fortzusetzen. Seine Konzerttournee führte ihn durch Europa, wobei er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein Domizil in Deutschland hielt. 1933 folgte er schließlich Frank Damrosch als Leiter des Institute of Musical Art und ebnete damit den Weg für seinen Erfolg an der Juilliard School. Ernest Hutchesons Werke, zu denen auch eine sinfonische Dichtung und ein Klavierkonzert zählen, rückten wohl auch um der pädagogischen Karriere willen ein wenig in den Hintergrund. Dem konnte ein australischer Landsmann, der über seine Heimat hinaus populäre Pianist Ian Munro etwas abhelfen, indem er einige seiner Klavierstücke einspielte.
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