Gründerin

Die an einem bedeutenden Amsterdamer Musikinstitut in Klavier, propädeutischen und methodischen Fächern und vor allem Tonsatz ausgebildete Niederländerin Elisabeth Kuyper ist nahezu die weltweit einzige Komponistin gewesen, die mit solcher Verve, Konsequenz und Durchsetzungsfähigkeit Frauen zu Musikberufen verhalf, indem sie durch ihre Lebensschaffenszeit mehrere Orchester gründete und auch die Ausbildung vorantrieb.

Elisabeth Kuyper (1877-1953) war eine stets um die Etablierung von Frauenorchestern kämpfende Komponistin und Pianistin.

Nachdem sie an der Berliner Musikhochschule die Zulassung zur Meisterklasse in Komposition bei Max Bruch und das Mendelssohn-Stipendium erlangt und dort vier Jahre studiert hatte, rief sie bereits 2010 das erste Berliner Tonkünstlerinnen-Orchester ins Leben, das mindestens drei Jahre lang sehr erfolgreich wirkte. Da dieses aber wegen finanzieller Probleme aufgelöst werden musste, ging Kuyper in die Niederlande zurück, gründete in Den Haag ein Frauenorchester, das jedoch ebenso unter den gegebenen Umständen nicht weiterexistieren konnte. In der britischen Hauptstadt schuf sie 1923 das London Women’s Symphony Orchestra, das ihr viel Anerkennung einbrachte. Die Präsidentin des Internationalen Frauenrats, Lady of Aberdeen, riet ihr aber, da die finanzielle Förderung nicht ausreichte, in den USA ihr Glück zu versuchen, wo Kuyper tatsächlich nur ein Jahr später das American Women’s Symphony Orchestra gründete, das sich aber mangels Unterstützung nur ein Jahr halten konnte. Enttäuscht und bei schwacher Gesundheit zog sie sich nach Europa, in die Schweiz, zurück. Bis zu ihrem Ende kämpfte sie allerdings um die Edition ihrer Werke. So hatte ihr das für ihre Karriere äußerst wichtige Empfehlungsschreiben ihres Berliner Lehrers Max Bruch nicht durchwegs helfen können, ihre Karriere zu verwirklichen, obwohl sie immer wieder Erfolge verbuchen konnte.

Max Bruch (1838-1920) stellte Elisabeth Kuyper ein Zeugnis aus, erwähnte sie aber als Komponistin darin nur im Nachgang. (Anne S.Faulkner: What We Hear in Music,1913,GB/US p.d.)

Die Cellistin Raphaela Gromes nahm dank Julian Riems Herstellung eines Orchestersatzes von Kuypers Ballade für Cello und Orchester, nach der Uraufführung 1903 zuerst 1911 veröffentlicht, diese Komposition für ihr Album Fortissima! auf, das 2025 erschien. Die Symphonie in a-Moll entstand ab 1920, leider ist das Manuskript aber verschollen. Außer zwei Ouvertüren schrieb sie ein mit keinem anderen vergleichbares Violinkonzert und Das Lied von der Seele für sechs Solostimmen und Tanz. Die einzige – komische – Oper aus ihrem Schaffen für die Bühne, Eine lustige Episode aus dem niederländischen Volksleben, entstand 1895. Über ihre Orchesterwerke hinaus komponierte sie Klavier- und Kammermusik wie die Sechs Lieder für Singstimme und Klavier und komponierte für Chöre, in ihren späteren Jahren, 1941, Ewig jung ist die Sonne nach einem Text von Conrad Ferdinand Meyer.

Eine bedeutende kammermusikalische Komposition von Elisabeth Kuyper sind diese Sechs Lieder (op. 17, 1922).

Literatur u.a.

Raphaela Gromes, Johanna Wosnitzka: Fortissima! Verdrängte Komponistinnen und wie sie meinen Blick auf die Welt verändern. München 2025. S. 179-184.

Antje Olivier, Sevgi Braun: Komponistinnen aus 800 Jahren. Essen 1996. S. 226-227.